LH Pilot verhinderte Flugzeug-Katastrophe in Hamburg

Dieses Thema im Forum "Lufthansa" wurde erstellt von thaiwol, 3. März 2008.

  1. anla

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    Also die Reaktion auf diesen Vorfall ist wieder mal typisch deutsch bzw. europäisch kleinkariert:

    1. Maßlose Übertreibung: "Beinahe-Katastrophe"
    2. Suche nach Schuldigen: Pilot und Co-Pilot? Flugsicherung? etc. Anm.d.Autors: Wie wäre es mit dem Wind? Achja, der gibt ja keine Interviews!
    3. Sicherheitswahn: Wie kann so etwas für immer und ewig verhindert werden? Anm.d.Autors: Flugzeuge nur mehr starten und nicht mehr landen lassen, dann kann ihnen der Wind nie mehr etwas anhaben.
    4. Vom Löwen zum Esel: am Tag des Vorfalls als Held mit Verdienstkreuz gefeiert, am zweiten Tag der Verantwortungslose.
    Nach dem Motto: For one day being a lion a hundred days being a donkey.
     
  2. miles-and-points

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    Warst Du es nicht, die (aufgrund der Bild-Berichterstattung?) den Piloten
    zum "Helden" ausgerufen hat, bevor der Vorfall überhaupt untersucht war?
     
  3. anla

    anla Gold Member

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    Also im Vergleich zu dem Hamburg-Flieger LH044 haben wir in Ösi-Land schon härteres erlebt:

    1. Austrian Airlines Not-Landung auf dem Acker vor Flughafen München

    Notruf aus 8000 Meter Höhe: "Ich schaffe es nicht mehr auf die Landebahn", funkte Flugkapitän Jan Michael Kurka (32) um 8.16 Uhr an den Tower des Münchner Flughafens. Beide Triebwerke der Fokker 70 brachten plötzlich nur noch 30 Prozent Leistung. Zu wenig für eine erfolgreiche Landung. Kurka behielt die Nerven - und rettete allen 32 Insassen auf dem Austrian-Airlines-Flug OS 111 Wien-München das Leben.

    http://www.abendblatt.de/daten/2004/01/06/248178.html

    2. Flieger von Kreta nach Hamburg landete in Wien not

    Der 10 Jahre alte Hapag-Lloyd-Airbus A310 Flugnummer HF 3378 startete am 12.07.2000 um 11:55 Uhr vom Flughafen Chania/Kreta (Griechenland) mit Ziel Hannover. Nach dem Start konnte das Fahrwerk nicht eingefahren werden.
    Um 13:00 Uhr über Budapest meldete der Pilot Wolfgang Arminger Treibstoffverlust und Probleme mit beiden Triebwerken. Um 13:10 Uhr bat der Pilot um Notlandeerlaubnis in Wien Schwechat.
    Um 13:31 Uhr war der Kerosinvorrat erschöpft. Beide Triebwerke fielen aus. Die Maschine ging im Gleitflug nieder. Die Anflugbefeuerung 1 km vor der Landebahnschwelle konnte mangels Höhe nicht überflogen werden und wurde seitlich überwunden. 500 Meter vor dem Landebahnkopf und drei Kilometer vom Hauptgebäude des Flughafens setzte der Airbus auf einer Wiese neben der Landebahn auf. Das Flugzeug drehte sich. Das linke Fahrwerk wurde abgerissen, die linke Tragfläche und das linke Triebwerk brachen ab.

    http://www.fluglaerm.de/hamburg/nhapaglloyd.htm

    Hat aber keinen sonderlich interessiert.
     
  4. anla

    anla Gold Member

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    @map: Ich rufe weder Helden noch Esel aus. Da ich am Montag mittag von Nizza heimflog, habe ich in alle Zeitungen eingesehen (Bild Zeitung, Münchner Morgenpost, Frankfurter Allgemeine). Dort wurde der Pilot als Held gefeiert. Tags darauf war alles wieder anders.
     
  5. Guest

    Guest Guest

    Aha? Bei uns kam das tagelang in allen Medien, war der Aufmacher schlechthin.
     
  6. miles-and-points

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    05.03. 13:35 Uhr

    03.03. 22.19 Uhr

    Aha. Was schert mich mein Geschwätz... :wink:
     
  7. anla

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    @flysurfer: Stimmt, im österreichischen Fernsehen wurde den Unglücken max. 1 Minute in der Rubrik "Was sonst noch geschah" gewidmet. Und ich kann mich nicht daran erinnern, dass Johannes B. Kerner den österreichischen Piloten in seine Sendung eingeladen hat. War eh gut so: wir Ösis haben halt einen schwer verständlichen Dialekt.
     
  8. anla

    anla Gold Member

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    @map: Hallo personal investigator. Klar sehe ich im Piloten einen Helden, aber meine Meinung stammt aus ca. 5 Tageszeitungen, die mittlerweile ihren Helden in einen verantwortungslosen Idioten umgetauft haben. Ich bleibe bei meiner Meinung.
     
  9. miles-and-points

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    Immerhin gibst Du nun zu, was ohnehin jeder nachlesen kann:

    bevor der Vorfall auch nur ansatzweise untersucht gewesen war,
    hast Du den Piloten zum "Helden" ausgerufen (obwohl man zu
    diesem Zeitpunkt noch gar nicht wußte, ob er oder die Ko-Pilotin
    tatsächlich geflogen ist) und daran hältst Du jetzt weiterhin fest.
     
  10. eb8

    eb8 Gold Member

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  11. monsterschradde

    monsterschradde Bronze Member

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    War eben auch bei Stern TV in der Diskussion. Ist schon erstaunlich wie die Medien, hier repräsentiert durch Jauch versuchen aus dem ganzen Vorfall ohne die genauen Hintergründe zu kennen einen gigantischen Hype machen und die Piloten zu erst zu Helden und dann zu Totalversagern stilisieren. Völlig überzogen. :roll:
    Wenigstens ließen Nils Stöben (Vereinigung Cockpit) und eine Passagierin Jauch der ja schon fast verzweifelt versuchte die Piloten als Idioten aussehen zu lassen, völlig auflaufen. 8)
     
  12. Meilensucher

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    Ich denke das die Medien sich schwertun einfach zu sagen, dass alles ok ist, denn dann hätten sie keine Story mehr. Wenn es heißt: super Sache, wird es bestimmt auch blöde, denn ich kann mir vorstellen, dass keiner der beiden Piloten irgendwo auftritt, also fehlt dann auch die verwertbare Nachricht. So bleibt nur die letzte, schlagzeilenfördernde Möglichkeit, die Piloten auf Achterbahn zu schicken: vom Held zum Idioten und nun warten alle auf das nächste Hoch... :roll:
     
  13. Kalttaucher

    Kalttaucher Diamond Member

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    Die Medien müssen die Geschichte jetzt verkaufen wenn in ein paar Wochen die richtigen Fakten auf dem Tisch liegen interresiert es die meisten nicht mehr.
    Also jetzt viel Tam Tam ohne Fakten.
     
  14. eb8

    eb8 Gold Member

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    Das steht heute im Hamburger Abenblatt:

    Cockpit fordert mehr Training
    Nach der Beinahe-Katastrophe von Fuhlsbüttel hat Markus Kirschneck, Sprecher der Pilotenvereinigung Cockpit, seine Forderung nach mehr Training für Piloten erneuert. "Wir sind dafür, dass die Trainingsstundenzahl verdoppelt wird", so Kirschneck. Dennoch warnt er vor einer Vorverurteilung der Crew des Lufthansa-Fluges 044 am Wochenende. "Solange der Untersuchungsbericht nicht vorliegt, kann niemand auch nur annähernd seriös ein Urteil abgeben. Das Video mag noch so spektakulär sein. Über die Vorgänge im und um das Flugzeug sagt es viel zu wenig."

    Unklar ist aber weiterhin, ob möglicherweise ein Flugfehler zu der Bodenberührung mit der linken Tragfläche geführt hat. Die Ermittlung der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BSU) wird nach Auskunft eines Sprechers sechs bis acht Wochen dauern. Dann erst wird ein Ergebnis vorliegen.

    Unterdessen hat die Lufthansa die Erkenntnisse der BSU bestätigt, dass die 24 Jahre alte Kopilotin Maxi J. das missglückte Landemanöver geflogen ist. Erst als die Windböe das Flugzeug erfasste, griff Kapitän Oliver A. (39) ein und startete durch. Lufthansa-Sprecher Michael Lamberty: "Es ist die Aufgabe des Kapitäns, in Situationen, die zu anspruchsvoll für den Kopiloten erscheinen, das Kommando an sich zu ziehen."

    Die Airbus-Maschine "Suhl" steht derweil immer noch in einer Werkshalle der Lufthansa-Technik am Flughafen. Das beschädigte "Winglet" ist noch nicht ausgewechselt. Wegen des Warnstreiks konnte es nicht per Luftfracht nach Hamburg gebracht werden. Lufthansa-Sprecher Lamberty: "Am Freitag soll die 'Suhl' wieder fliegen."

    Am Montag stand noch in den Medien sie fliegt bereits wieder ....


    In einem anderen Artikel heisst es:
    Dass die 24-jährige Kopilotin den Schlechtwetteranflug auf die Landebahn 23 fliegen (und beinahe "verpatzen") durfte, beruhte auf der (zulässigen) Entscheidung des erfahrenen "pilot in command" auf dem linken Cockpit-Sitz, der der Überzeugung gewesen sein muss, seiner "Ko" eine lehrreiche Schlechtwetterlandung zutrauen zu dürfen.

    Lufthansa-Kollegen weisen darauf hin, dass die Kopilotin, falls ihr die Landung zu gefährlich erschienen wäre, den side-stick mit den drei Standardworten "You have it!" an ihren Kapitän hätte übergeben können.
     
  15. somkiat

    somkiat Diamond Member

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    Worauf der dann noch bestätigen muß : " Up to you ".
     
  16. Jürgen

    Jürgen Bronze Member

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    Bei dem Artikel muß ich doch mal wieder eingreifen.

    1. heißt es "You have control", was die Übergabe des Fliegers und der Rolle bedeutet, also der PF gibt dem PNF die Kontrolle.

    2. wird das mit "I have conrtol" bestätigt

    3. sowohl CPT als auch der F/O können das Kommando übernehmen, heißt als zuerst 2. und dann mit 1. bestätigt, wenn man meint, daß der jeweils andere der Situaton nicht mehr Herr ist.

    Es hört sich immer in allen Berichten so an, als wäre es etwas außergewöhnliches, daß der F/O fliegt. Ich habe so den Eindruck, es herrscht immer noch die MEinung, der F/O sitzt nur da und schaut zu, macht nichts als funken.

    Wir beide da vorne sind fliegerisch gleichwertig! ausgebildet, jeder kann den anderen ersetzen! Es war kein Training für die F/O, um mal bei schlechtem Wetter zu landen, es war ganz regulr uns zulässig! Wenn der CPT nur den Anflug eines Zweifels gehabt hätte, hätte er sie das nicht machen lassen.
    Wie gesagt, daß sie das kann, kann man auf dem Video sehen, da der Anflug bei diesen Bedingungen auch durch Cpt nicht hätte besser gemacht werden können.
    Aber auch unter uns Piloten gibts kontroverse Diskussionen, ob die Entscheidung richtig war. Einige sagen, "ich als CPT hätte das selbst gemacht bei dem Wetter, weil ich eh den Kopf hinhalten muß".
    Nun das muß der CPT aber immer, daher kann man dann auch argumentieren, daß dann nur noch der CPT liegen drüfte, was auch Blödsinn wäre.

    Naja, warten wir noch die nächsten paar Wochen ab, und wenn es nicht in Vergessenheit gerät, dann denken wir dan das Ergenis der Untersuchung.

    Diese Stelle heißt auch übrigens BFU und nicht BSU!
     
  17. epericolososporgersi

    epericolososporgersi Platinum Member

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    Bei diesem Punkt und bei der Frage der Landebahn kann man ja durchaus unterschiedlicher Ansicht sein.

    Das bedeutet aber noch lange nicht, dass die beiden etwas falsch gemacht haben.

    Mich erinnert das ein wenig an die Diskussion bei Fußballspielen, ob der Elfmeter tatsächlich ein Elfmeter war. Da werden dann Zeitlupenaufnahmen aus verschiedenen Blickwinkeln miteinander verglichen und manchmal stellt sich dann heraus, dass die Entscheidung des Schiedsrichters "wohl" falsch war.

    Der Schiedsrichter hat aber nur einen Blickwinkel, keine Zeitlupe und er muss sofort entscheiden.

    Ich kann als interessierter Laie aus den in den diversen Foren geführten Diskussionen jedenfalls nicht erkennen, dass die Piloten eine Entscheidung getroffen haben, die nicht mehr vertretbar war. Und dann haben sie auch keinen Fehler gemacht.
     
  18. Jürgen

    Jürgen Bronze Member

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    Richtig! Sehr gute Ansicht!
    Ich hab oben irgendwo mal geschieben: Es gibt einfach Dinge, da hat KEINER einen Fehler gemacht und sie passieren trotzdem!

    Da sist meine Ansicht zu dem Fall.

    Fliegen ist dreidimensional, finden unter Einfluß äußerer Umstände statt, die man nicht beeinflussen kann!
    Der Wind war für die Bahnen gleich (aussage des TWR-Lotsen), die Böe wäre auch auf der anderen Bahn gekommen, halt nur von der anderen Seite.
    Das macht keinen Unterschied.
     
  19. trichter

    trichter Platinum Member

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    Damit kann ich mich (noch) nicht so richtig anfreunden. Die Aussicht wegen einer schlichten Windbö irgendwann mal tot neben einer Landebahn zu liegen kann ich irgendwie nicht als unvermeidbar ansehen. Darum warte ich sehr gespannt auf den offiziellen Bericht von dem ich Konsequenzen erwarte. Diese Konsequenzen hätten auch alle gefordert wenn es nicht so glücklich ausgegangen wäre. Denn man muss ja nicht bis zum echten Unglück warten bis z.B. die Regeln präzisiert werden…
     
  20. miles-and-points

    miles-and-points Nach Verwarnungen dauerhaft verreist
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    Wie wahr.
    Und hoffentlich sehen das auch die (für die Untersuchung) Verantwortlichen so.
     

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