Gewerkschaften und deren letztes Mittel - das Streikrecht - das muß sein. Eine freie, erfolgreiche Wirtschft, kommt ohne den Gegensatz zwischen Arbeitgebern und organisierten Arbeitnehmern nicht aus. Wir brauchen aber Gewerkschaften, die alle Arbeitnehmer organisieren, so wie die DGB Gewerkschaften. Dieser Streik wird von der Vereinigung Cockpit, in der ausschließlich Piloten ihre Interessen durchsetzen, organisiert. Die VC hat nach deutschem Recht den Status einer Gewerkschaft. Damit können die Piloten ihre privilegierte Position auf dem Rücken der anderen Arbeitnehmer bei der Lufthansa durchsetzen.
richtig, bei Premium-Produkten wo Deutschland technologisch fuehrend ist, kann man auch einen hoeheren Preis verlangen. Bei einer Dienstleistung = Transport A nach B hat man heutzutage aber keine grossen Unterschiede. Mir ist es egal, wer mich von bspw. von GVA nach JFK in der gegebenen Klasse bringt. Fuer das ausfuehrende Unternehmen spielen die Personalkosten dann schon eine gewisse Rolle. Aber scheinbar geht es VC ja noch nicht mal primaer ums Gehalt, sondern um Einflussnahme auf strategische Unternehmensentscheidungen.
Ich finde den Streik auch völlig unverständlich. Man hätte von den Piloten eigentlich mehr Einsicht in die größeren wirtschaftlichen Zusammenhänge und die Situation der Airline erwartet. Ohnehin hat DLH im internationalen Vergleich extrem hohe Personalkosten und deshalb eine schlechte Produktivität. Ein, zugegeben, überspitztes Beispiel: bei den operativen Kosten pro angebotenem Sitzkilometer (ASK) liegt DLH mehr als doppelt so hoch wie Turkish Airlines, bei den reinen Lohnkosten ist der Unterschied sogar fast drei zu eins. TK ist sicher kein fairer Benchmark, wg. der niedrigen Löhne in der Türkei. Aber meines Wissens hat in Europa nur SAS höhere Kosten pro angebotenem Sitzkilometer als DLH. Bei DLH sind es (2009) rund 11,8 Eurocent, bei AF 8,7 und bei BA nur 6,6 Eurocent pro ASK. Ein Teil davon dürfte auf das Konto der Pilotengehälter gehen. Mit ihrem Streik wird das Cockpitpersonal sicher keine Arbeitsplätze bei DLH sichern. Und die Vorstellung, dass die Gewerkschaften entscheiden, welche Flieger auf welchen Strecken eingesetzt werden dürfen, ist abenteuerlich.
Nur Mal eine Frage: Sie glauben wirklich, dass die Produktivität bei LH an den Lohnkosten hängt? Vielleicht zu einem kleinen Teil, wobei sich die LH vor allem eine sehr aufgeblähte Vewaltung gönnt bz. gegönnt hat. Denn es war die erste Maßnahme im Climb2011 Sparprogramm gerade die Verwaltung auf ein angemessenes Maß zu "stutzen". Gerade bei den vermeintlichen "Billigfliegern" wie Air Berlin oder Easy werden in Deutschland im Cockpit sehr gute Löhne gezahlt. Nicht ganz auf dem Niveau des KTV der LH, aber doch sehr gut. Gerade weil dort die Piloten deutlich schneller Kapitän werden, liegen die Unterschiede man gerade bei ca-10-15%. Interessant ist doch auch, dass die LH in den letzten JAhren trotz der angeblich so viel zu hohen Personalkosten Rekordgewinne einfahren konnte und wo trotz des Aufschwungs viele Mitbewerber tief in den roten Zahlen flogen obwohl dort geringere Löhne gezahlt wurden. Wenn die LH jetzt in wiederholt einen größeren Verlust eingeflogen hätte, würde ich ja voll verstehen, wenn geringere Löhne gefordert wären und dann würde sich da auch niemand querlegen, so dumm ist einfach keiner. Anfang der 90er stand die LH wirklich mal kurz vor der Insolvenz und da man höre und staune haben unsere raffgierigen Piloten auf 40% Gehalt verzichtet - leider waren sie so dumm und haben keine Klausel vereinbart, die bei einer nachhaltigen Erholung die Gehälter wieder anpasst! Dadurch kam es zum letzten großen Streik 2001. Die Ironie ist traurig. Mit den selben Argumenten wie heute wurde die Belegschaft in dem Medien zerissen und die maßlose Gier angeprangert. "40 % ? Tickts noch? Dann geht die LH in kürzester Zeit Pleite". Dass es sich lediglich um eine Anhebung auf das alte Niveau von Anfang der 90er handelte, da die LH in der Zwischenzeit wieder Millardengewine gemacht hat, wurde leider nicht erwähnt. Damals musste dann der gute Herr Genscher als Schlichter vermitteln. Und wie wir 10 Jahre später sehen können, ist die LH natürlich auf Grund der horrenden Pilotengehälter in die Pleite geflogen :mrgreen: Erschreckend ist nur, dass jetzt wieder dieselben "Streithähne" am Verhandlungstisch sitzen, die schon vor 10 Jahren nur mit Hilfe von Genscher eine Einigung erzielen konnten. Der VC-Ellbogen Radikalo Sturm auf der einen und Lauer,Weber auf anderen Seite. Da rückt eine schnelle Einigung in weite Ferne. Deswegen habe ich meine zwar realitv wenigen LH-Aktien auch schnell vertickt, denn das kann noch "heiter" werden. :twisted:
Mit solchen Aussagen disqualifizierst Du Dich doch selbst. 120.000 Brutto ist für >95% aller Beschäftigten vollkommen unerreichbar. Es stimmt einfach nicht, daß man ein solches Gehalt braucht, um "eine fünfköpfige Familie gerade so durchzubringen". Das ist solcher Unsinn, da liegt es ja auf der Hand, das auch Deine sonstigen Thesen einfach falsch sind. Tatsache ist, die Hardliner von Vereinigung Cockpit wollen sich nach unten hin abschotten, sie tun dies auf Kosten von den Piloten der Konzerntöchter, auf Kosten aller anderen Kollegen bei LH (Crew, Boden, Verwaltung) und letztendlich natürlich auf Kosten der Passagiere. Was glaubst Du denn, wer für den ganzen Schaden des Streiks letztlich zahlt, also sowohl für die Kosten der Flugausfälle, als auch für die Zugeständnisse, die die Piloten im KTV erpressen werden? Natürlich wir, die Kunden!
Jetzt richten die Piloten ihren Arbeitgeber zu Grunde. Der Streik in diesem Ausmaß wird der LH nachhaltig schaden. Ob den LH piloten damit dann gedient sein wird, wage ich zu bezweifeln.
da man ja bereits auf der politischen seite der diskussion angelang ist: es gab eine menge manager die in der nahen vergangenheit eine menge große unternehmen vor die wand gefahren haben. übrigens meisten spitzenverdiener und als elite ausgebildet. nachträglich muss man dann erkennen das es es sich um die elite der versager gehandlt hat, deren versagen der arbeitnehmer oder die gesamtgesellschaft, also der staat zu zahlen hat/te. wenn die lh 08 einen grossen gewinn verzeichnet und dann auf einkaufstour geht anstelle die eigenen leute in anderen bereichen am gewinn zu beteiligen und mit diesem geld ungelöste konflikte zu entschärfen, stellt sich die frage nach der konsequenz. die lh piloten haben im augenblick noch eine starke stellung. aber wie lange noch? und menschen, die darauf trainiert werden in extremsituationen rationell die richtigen entscheidungen zu treffen um damit manch einmal 400 menschenleben am leben zu erhalten... soll man meinen dieser personenkreis entscheide sich emotional und situativ für einen streik? da geht es um langfristige perspektiven die für viele arbeitnehmer in der luftfahrt wichtig sind. lieber einen streik und ein check des systems bevor allzuviele mängel ein versagen im flug und damit einen crash herbeiführen.
Auch wenn es der hier schreibenden Lobby der Piloten nicht passt: in vielen Berufen tragen sehr viele Menschen eine sehr hohe Verantwortung. Aber in welchem anderen Beruf ist es möglich, daß eine Berufsanfänger mit 22 Jahren eine krisenfeste Anstellung mit einem Einsteigergehalt von 5.000 Euro im Monat erhält mit der sicheren Aussicht auf das vierfache, also 20.000 Euro im Monat zu steigen ? Und das nach einer Ausbildungszeit von nicht einmal 3 Jahren.
Aber wer besteht schon das Auswahlverfahren zum Verkehrspiloten? Das dürfte sich wohl nur um einen sehr geringen Prozentsatz der arbeitsfähigen Bevölkerung handeln. Insofern ist doch das Gehalt vollkommen angemessen - vor allem, da wir hier von Bruttogehältern sprechen, gesetzliche Abzüge, die Berufsunfähigkeitsversicherung und die Rückzahlung der Ausbildungskosten führen dann schon zu einem nicht mehr ganz so ansehnlichen Nettogehalt - von den Extrakosten, wenn man viel unterwegs ist, will ich hier noch gar nicht reden. Man sollte nicht immer den Verdienst eines 55-jährigen 747-Captains als Bemessungsgrundlage nehmen. Das VC verhindern möchte, dass LH-Strecken durch "billigere" Tochtergesellschaften ersetzt werden, halte ich für ein sehr legitimes Ansinnen. Im Übrigen ist dieser Streik wie jeder andere: Man wird sich letztlich einigen und in einigen Wochen redet kein Mensch mehr darüber.
Vielleicht sollte der ein oder andere Pilot heute mal den Kommentar auf Seite 1 der "WELT" lesen, mit der Überschrift: "Ein einsamer Streik"
Mich wundert aber schon, dass eine doch so gebildete Schicht wie die Piloten derart kurzfristig und kurzsichtig handeln. Wie hier schon anklang, die können doch auch nicht die Augen verschließen vor internationalen und globalisierten Realitäten. Und gerade deren Berufsgruppe muss es doch besser wissen.
Richtig. Ich denke, es ist offensichtlich, die aktiven Piloten wissen das ja auch selber. Trotzdem laufen sie ihren Gewerkschaftsfunktionären hinterher, denen geht es um die Existenzberechtigung, den aktiven Piloten im KTV um Rückzugsgefechte, also um das Unvermeidliche in ihrem Sinne so lang wie möglich hinauszuzögern und sovielen von ihnen wie möglich die geringsten Einbussen zu ermöglichen. Ausgetragen wird das ganze auf dem Rücken der nicht-fliegenden Kollegen und Kunden.
Also für mich als Laien erscheinen 120.000 Euro für einen qualifizierten Busfahrer recht großzügig bemessen. Mir fallen noch ein paar andere Jobs ein, bei dem die Handelnden Personen mindestens genauso viel Verantwortung tragen, aber einen Bruchteil dessen verdienen. Glaubt ihr echt, dass hier Leistung und Bezahlung noch in einer gesunden Relation stehen? Und jetzt kommt mir nicht mit Schichtdienst - den haben Ärzte, Polizisten, Krankenschwestern und Energieerzeuger auch.
- vielleicht haben die Piloten (und auch unsere Lokführer) in einem Streikfall einfach die besseren Karten :idea: - abgesehen davon müssen Ärzte und Krankenschwestern im Streikfall (wie woanders auch) immer noch einen Notdienst anbieten, ganz abgesehen davon, das das Thema noch viel komplexer ist (Krankenkassen/Kassenärztliche Vereinigung/ usw) - ausserdem gibt es Berufsgruppen, die auf Grund ihres Anstellungsverhätnisses gar nicht streiken dürfen, und dann gibt es Berufsgruppen wo das streiken (fast) nichts bringt.. Zusammenfassend gibt es damit 2 relativ kleine Gewerkschaften, die (die Wirtschaft/ Gesellschaft) Deutschlands ganz schön erschüttern können. (siehe David & Goliath) Gruß Weltenbummler
Denke es ist gibt schon ein Problem, wenn man auf der einen Seite jammert und von sparen redet, die Masse meint - aber sich selbst (und einen privilegierten Kreis davon ausschliessen wollen.. Das nicht alle das gleiche verdienen (können), sehen wir auch ein - schließlich haben wir ja keinen Sozialismus. Trotzdem müssen wir aufpassen, dass die Scheere (im Unternehmen/in der Gesellschaft) nicht weiter auseinander driftet. Wer sich / oder einem bestimmten Kreis etwas zu gesteht - der Allgemeinheit aber nicht (siehe auch Mindestlohn/Zeitarbeit/Hartz4/etc.) - - damit habe ich/wir wirklich ein Problem in der gesellschaft Gruß
Hallo, zumindest Polizisten (und auch alle anderen Beamten) verhandeln nicht schlechter, weil sie gar nicht verhandeln können. Sie müssen die vom Gesetzgeber festgelegte Besoldung akzeptieren und haben gar keine andere Wahl.