Politische Lage Thailand

Weiss eigentlich irgendjemad genaues? Was passiert denn gerade in Thailand? (ich meine nicht die Artikel die ueberall zu lesen sind). Und warum haelt sich der Koenig samt Polizei und Militaer so zurueck? Hat keiner Angst das die Gewalt eskaliert? Und wer waere der Traumkandidat von Koenig & Militaer? Oder doch wieder Diktatur?

 

Unabhängig von all dem, was man in deutschen und internationalen Zeitungen lesen kann, scheint es im Moment so etwas wie eine Phase des Abwartens zu geben. Eine Einteilung in "gut und böse", "schwarz und weiß", "rechts und links" oder "rot und gelb" ist nicht einfach und wäre auch nicht der Thai-Mentalität entsprechend.

Daß König und Militär sich zurückhalten (und allenfalls indirekt "lenken"), ist für meine Begriffe nicht falsch. Das unterscheidet die derzeitige Situation von der vor 2 Jahren, als es darum ging, Thaksin zu stoppen, der das gesamte Land in Geiselhaft genommen und sich gesetzeswidrig bereichert hat. Dem mußte ein Ende gemacht werden - und so war der unblutige Putsch eine gute Sache.

Daß sich Samak als Stellvertreter des (aus gutem Grund geflohenen) Ex-PM ins Amt gekauft hat, scheint immer mehr bewiesen zu sein - da müssen wir wohl die laufenden Prozesse und die Urteile zur weiteren Existenz der PPP (oder ihr Verbot samt 5-Jahres-Bann für ihre Vertreter) abwarten.

Was Teile der PAD da fordern, hat mit der Opposition nichts zu tun - nicht einmal die versuchte Abqualifizierung der "Gelben" als nationalistisch, undemokratisch oder demokratiefeindlich und königstreu ist so pauschal vollkommen richtig. All diese und andere Begriffe treffen allenfalls auf einzelne Mitglieder zu. Die dort versammelten "Aktivisten" eint nicht etwa die jetzt immer wieder kolportierte Ablehnung der Isan-Bevölkerung als "dumm und unreif" (= nicht demokratie-tauglich), sondern die grundsätzliche Ablehnung einer Marionette, die schon zweimal sehr unrühmliche Maßnahmen zu verantworten hatte.

Der neue Verfassungs-Entwurf orientiert sich zwar sehr stark an den Gedanken des deutschen Grundgesetzes, soll aber (zwecks Amnestie für Thaksin und seine Adlaten) von der derzeitigen Regierung geändert werden. Da eine Neuwahl die Gefahr eines Verbotes einer Partei, der Manipulationen nachgewiesen werden können, in sich birgt, schlägt Samak halt diese "Volksbefragung" vor. Dafür gibt es keine internationalen Beobachter und bei einem Stimmenkauf im armen Nordosten auch keine Sanktionen.

Ich glaube, man kann die ziemlich "verfahrene" Situation nicht mit einem europäischen Denken angehen - das Land befindet sich in einem zwar relativ "langsamen", aber gleichzeitig für Thai-Verhältnisse "rasanten" Lernprozeß. Ein direktes "Dekret" des Königs würde diesen Prozeß aber wieder stoppen (oder zumindest verlangsamen) - also sollten wir uns als Beobachter wünschen, daß ein solches "Machtwort" nicht nötig sein wird.

 

Danke für die Zusammenfassung.

Langsam bekomme auch ich als "Aussenstehender" etwas Durchblick. :idea:

 

Die Frage ist doch in wie weit die Thailaender ein Interesse an einer "richtigen" Demokratie haben, vor allem in wie weit die wohlhabenden und gebildeten Einwohner Bangkoks daran ein Interesse haben. Schliesslich hat Thailand eigentlich so gut wie keine Erfahrungen mit Demokratie. Der Arme (ungebildete) Norden wird/wurde ja hinlaenglich von den Politikern "benutzt".

 

Wenn man wüßte, wer oder was "die Thailänder" sein sollen.

Die, die ich kenne, hätten sehr gerne eine ("thailändisch geprägte") Demokratie;
d.h. so etwas wie eine konstitutionelle Monarchie mit einem sehr starken König.

Aber solange < 200 Baht (4 Euro) und schlichte Versprechungen ausreichen, einem
armen Reisbauern die Stimme abzukaufen (und es Leute gibt, die keinerlei Skrupel
kennen, diese Möglichkeit auch zu nutzen), wird es eine Demokratie schwer haben.

So erklärt sich ja auch die (an sich ungeheuerliche) Forderung mancher PAD-Leute,
zunächst einmal nur ein Drittel der Parlaments-Sitze per Wahl zu verteilen. Das ist
halt ein irgendwie "typisch thailändisches" (pragmatisches) Denken, das sich an den
tatsächlichen Gegebenheiten orientiert.

 

Und noch etwas, das man bei all diesen Betrachtungen nicht aus den Augen verlieren sollte:

Der derzeitige PM Samak hat nun wirklich reichlich "Blut an den Händen". Wer diesen Mann verteidigt, schlägt sich auf die Seite eines Politikers, der maßgeblich an den Massakern von 1976 an Hunderten von demonstrierenden Studenten beteiligt gewesen sein soll. Den Lebenslauf im Einzelnen kann sich ja jeder selbst im Internet zusammensuchen...

Daß er trotz der weltweiten Proteste seinen "Freunden im Geiste", den Regierenden im benachbarten Burma/Birma/Myanmar, nicht nur mit Worten die Stange hält und sogar den Rest eines "alten Milliardenkredits" an sie ausgezahlt hat, spricht doch für sich.

Ein "lupenreiner Demokrat"?
Dann singen seine gekauften "roten Schläger" sicherlich auch frühmorgens Lieder im Tempel, sammeln für notleidende hungernde Kinder und haben nur die neue Verfassung im Sinn (und "im Tornister").

Um keine falschen Gedanken aufkommen zu lassen: Auch ein "Schlächter" rechtfertigt keine Gewalt-Aktionen (und der verkappte "Aufruf zum Tyrannenmord" geht mit Sicherheit zu weit) - aber dieser Mann muß genauso zur Rechenschaft gezogen werden wie sein Vorgänger und Mentor Thaksin.

Und die Schüsse auf die demonstrierenden Studenten gestern abend müssen ebenfalls ganz genau untersucht werden.

 

Saroj Chavanaviraj, der ehemalige Botschafter des Königreiches in Frankreich, wird neuer Außenminister.

 

Und das Verfassungsgericht hat den unsäglichen Samak jetzt erstmal aus dem Amt gejagt:

Die "Zeit":

http://www.zeit.de/news/artikel/2008/09/08/2610004.xml

Außerdem, "argumentiert" Samak - so meldet es das Thai-TV -, hätten ihm seine Anwälte (wohl diejenigen, die auch schon mit der berühmten Pralinenschachtel voller Bargeld am Gerichtseingang gestellt wurden) "grünes Licht" gegeben. Eine ganz typische "Erklärung".

:lol:

Die TRT-Nachfolge-Partei PPP (die ihrerseits ebenfalls wegen Wahlbetrugs zur Disposition steht) will trotz des Gerictsurteils den Junta-Freund Samak wiederwählen. Die PAD bleibt weiterhin auf dem Gelände des GH und baut inzwischen sogar Reis an. :mrgreen:

 

Inzwischen wird kolportiert, man wolle die Amtsgeschäfte nun vielleicht "kommissarisch" in die Hände von Somchai Wongsamat legen (dessen Gattin war eine politische Betätigung für die nächsten 5 Jahre gerichtlich untersagt worden) ...

Ob das eine wirklich gute Idee ist? :shock:

 

Wer derzeit "The Nation" aufruft, wird mit dieser Seite begrüßt:

:arrow: http://img46.imageshack.us/my.php?image=samakae8.jpg

:mrgreen:

 

Samak scheint vorerst Geschichte zu sein - aber ausgerechnet Somchai Wongsamat? :shock:

 

Schon jemand auf der Basis der Unruhen einen Award rerouten können?

 

Welche "Unruhen" sollten denn dazu herhalten? :shock:

 

Das würde mich auch interessieren.
Meine MS-Testperson ist gestern in BKK angekommen und erfreut sich derzeit stundenlanger Kuranwendungen.
Von Unruhen wurde mir nichts berichtet, auch nicht von irgendwelchen anderen Unregelmäßigkeiten.

 

Das wird sich wohl so verhalten wie mit den erschroecklichen Zustaenden in Indien... :idea:

 

Die weshalb das AA ssagt BKK Regierungsviertel meiden...

 

Weil da ein paar Leutchen Reis anpflanzen? :shock:

Naja, dann darfste aber auch nicht mehr nach Amsterdam, Madrid, Athen oder Oslo fliegen... :idea:

 

Solange vom AA nicht ausdrücklich eine "Reisewarnung" (nicht nur ein "Hinweis") ausgesprochen wird, gibt da für mich persönlich überhaupt keine Überlegungen, eine geplante Reise nicht anzutreten.

Bei dieser Liste der Reisewarnungen ist Thailand nicht dabei, sie ist ziemlich kurz und betrifft Länder, in die es einen als regulärer Tourist eher nicht verschlägt: http://www.auswaertiges-amt.de/diplo/de ... Liste.html

 

Selbst beim unblutigen "Blumen-Putsch", mit dem Thaksin aus dem Amt gejagt worden war (und eine Zeitlang Panzer das Stadtbild beherrschten), gab es keinen Grund, irgendeine Reise zu verschieben. Wenn Du Dich weder der einen noch der anderen Seite anschliessen magst (sondern eher Urlaub planst), hast Du doch gar nichts zu befuerchten.

 

Eben. Wir haben uns bei solchen Situationen (das letzte Mal war das bei uns in Kenia) auch angewöhnt, vor Ausflügen einfach kurz im Hotel nachzufragen. Die wissen eigentlich immer am besten Bescheid, ob man diese oder jene Tour machen sollte oder nicht.

Und wenn Du Dich als Tourist bei einer sich formierenden Demo nicht gerade in die erste Reihe stellst und Schilder in die Luft hältst, deren Aufschrift Du nicht verstehst, dann ist doch - ich zitiere - "alles im grünen Bereich". :wink: