Liebe Gemeinde, ich versuche gerade einen Flug in D-Klasse auf der Strecke MUC-CMB bestätigt zu bekommen. Dies ist der Rückflug von meinem Ticket, das ich in CMB gekauft habe. Vorab habe ich natürlich schon in den einschlägigen Buchungstools (expertflyer + KVS) nachgesehen, ob D an den fraglichen Terminen im Januar noch frei ist. Und es waren noch Plätze (mal 2, mal 3, mal 4) vorhanden. Angefragt bei QR: Nicht in D verfügbar , nur in J gegen Aufpreis. Habe mich dann auf die Warteliste setzen lassen. Wie kann das sein, dass mich QR nicht einbuchen kann, obwohl ich sehe, dass da noch Plätze waren ? Wie schätzt ihr ein, dass ich da eine Bestätigung bekomme ? Eine höhere Buchungsklasse war ja in der Business wohl noch frei ....
Kommt eben immer auf den POS an, oft auch auf die Tageszeit und den Wochentag. EF und KVS haben US-Standorte, für die armen Amerikaner hat QR eben noch D-Sitze übrig, für reiche Europäer wie dich nicht. Macht LH natürlich ganz genauso. Machen eigentlich alle ernsthaften Airlines so, AB macht es demnach natürlich nicht. Tendenziell habe ich beim US-Angebot dabei stets ein gefühlt bessere Verfügbarkeit bei den billigen Buchungsklassen. Deshalb kann man manche Sachen (zB günstige ex-Germany-Tarife) ja auch manchmal nur noch bei Orbitz oder Expedia-USA und ähnlichen Buchungsmaschinen bekommen, die mit US-POS arbeiten und noch an günstige Buchungsklassen rankommen, die hierzulande schon vergriffen sind.
das ist ja sehr interessant. Wusste nicht, dass es da so Unterschiede gibt. Allerdings ist mir tatsächlich das, was du beschreibst, aufgefallen. Suchte mal einen Flug bei expedia.de, den es dort am eingegebenen Datum nicht gab. Erstaunt war ich schon, dass es diesen auf expedia.com doch noch gab. Ich dachte immer, dass dies ein Defekt im Buchungstool war. Summa summarum: QR hat noch jede Menge Plätze frei, will aber die Plätze erst mal teurer verkaufen und macht nur in manchen Ländern die günstigen Buchungsklassen auf. Wie schätzt du die Wahrscheinlichkeit ein, dass meine Plätze doch noch bestätigt werden ? Aufgrund deiner Ausführungen denke ich mal nicht soooo schlecht, oder ? Danke flysurfer für deine Hilfe !
Da fällt mir ein: Wenn ich QR in NYC kontaktiert hätte, hätte sich das möglicherweise auf die Verfügbarkeit ausgewirkt ?
Natürlich. Je nach Callcenterstandort gibt es auch unterschiedliche Verfügbarkeiten. Kniffelig wird es dann, wenn das US- und andere Callcenter einer Airline zB nach Indien umgeleitet werden, da ein und dasselbe Agent-Terminal nicht gleichzeitig zwei unterschiedliche IDs annehmen kann. Und welcher POS gilt bei einem solchen Anruf? Etwa Indien? Die POS-Unterschiede wirken sich offenbar auch auf die Awardverfügbarkeit aus, vermutlich weniger geplant als unabsichtlich, weil die Awardverfügbarkeit von einem Algorithmus berechnet wird, der sich wiederum auf die Verfügbarkeit einzelner Bezahlklassen in Abhängigkeit von der Zeitspanne bis zum Abflug bezieht. Ein POS mit großzügiger A und Z Verfügbarkeit hätte demnach auch mehr O und I Sitze verfügbar als einer, bei dem A und Z reduziert oder geschlossen wurden. Fraglich auch, welche Award-Verfügbarkeit zB LH eigentlich ins StarNet für die Airlinepartner eingibt: etwa grundsätzlich die vom POS Germany oder vielleicht eine andere? Oder zeigt gar auch StarNet für jeden POS eine andere Award-Verfügbarkeit an? Aus diesen Geschichten lassen sich dann wohl auch die gelegentlichen Diskrepanzen zwischen ANA-Tool und M&M-Tool ableiten.
Die Buchungssteuerung funktioniert übrigens nicht nur auf Länderebene, sondern bis hin zu einem einzelnen Reisebüro. So kann LH zum Beispiel einem Reisebüro, das häufig besonders günstige Premium-Tickets ex XXX ausstellt, ganz einfach auf sämtlichen LH-Flügen die Verfügbarkeit in den Buchungsklassen A und Z sperren. Auf den Bildschirmen dieses Reisebüros erscheint fortan dann immer A0 Z0, bei der Konkurrenz zwei Straßen weiter sind die Sitze jedoch frei verfügbar. Solche Maßnahmen werden insbesondere dann gerne angedroht, wenn ein Reisebüro überdurchschnittliche Kompetenz beweist, die Tarifregeln besonders gut kennt und sie im Sinne seiner Kunden anwendet – und dabei partout nicht einsehen möchte, dass LH (oder SQ etc., alle großen Airlines machen das) von göttlicher Natur sind und sie sich gefälligst zu unterwerfen haben. Umgekehrt kann LH natürlich auch der Firmenreisestelle des geliebten HON-strotzenden Großkonzerns XY (von dem ein Vorstandsmitglied vielleicht auch noch einen Posten im LH Aufsichtsrat besetzt) eine grundsätzlich bessere Verfügbarkeit von A, D und Z ins System stellen, sodass die Damen und Herren fröhlich mit hoch rabattierten Tickets reisen können, während die Vollzahler vor den Fabriktoren keine Chance haben, an die vergünstigten Buchungsklassen heranzukommen.
Sehr gut erklärt. Für den "Status" des Reisebüros sind dann die Manager "Sales" bei den Airlines zuständig, die entscheiden, ob ein bestimmtes Reisebüro/eine bestimmte Reisestelle einen besseren Zugang zu den günstigeren Buchungsklassen haben oder nicht. Die Manager "Sales" haben auch die Möglichkeit, bestimmten Reisestellen die Möglichkeit einzuräumen, Tickets mit einer fehlenden oder eingeschränkten Prämienmeilensammelmöglichkeit auszustellen, jedoch mit "normaler" Statusmeilensammelmöglichkeit. Eine erhöhte Vergabe von Statusmeilen oder die Vergabe von Boni auf Statusmeilen ist natürlich ausgeschlossen. :wink: Der Inhalt solcher Rahmenverträge zwischen Airline und Reisestelle ist selbstverständlich strikt vertraulich und einem sehr, sehr kleinem Kreis nur zugänglich. :idea: Der "Status" der Reisestelle dürfte in der Ticketnummer "verschlüsselt" enthalten sein.
das sind ja alles hochinteressante Fakten, die ich bisher nicht wusste. Woran erkenne ich dann ein Reisebüro oder einen Agenten, der die günstigen Buchungsklassen kriegt ? Ich werde jedenfalls mal das QR-Callcenter anrufen. Wenn ich Glück habe, komme ich ja in Indien raus oder in Timbuktu und bekomme da sofort Plätze bestätigt Jedenfalls danke ich euch sehr für eure interessanten Beiträge und blicke jetzt etwas besser durch im Buchungsdschungel
