Reisen und Menschenrechte

Dieses Thema im Forum "Trip Reports" wurde erstellt von UncleSamDavid, 4. April 2008.

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Reisen in "Schurkenstaaten"?

  1. Die Menschenrechtssituation ist mir egal. Ich reise, wohin ich will

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  2. Einige wenige Staaten würde ich meiden, der Großteil ist aber kein Problem

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  3. Ich mache mir schon Gedanken und suche meine Reiseziele auch nach diesen Überlegungen aus

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  4. Diktaturen u.ä. unterstütze ich nicht auch noch mit meinem Reisebudget

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  5. Ich reise aus Prinzip auch in solche Länder, woher sollen die Menschen vor Ort sonst andere Informat

    16,7%
  6. Ich habe dazu keine Meinung

    6,7%
  1. UncleSamDavid

    UncleSamDavid Diamond Member

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    Die Diskussionen um einen möglichen Olympiaboykott wegen des chinesischen Vorgehens in Tibet bringt mich zu der Frage, ob die Menschenrechtssituation in einem Land Einfluss darauf hat, ob ihr dorthin reist oder nicht.

    Es geht hierbei nicht um beruflich bedingte Reisen oder Bedenken auf Grund der Sicherheitslage vor Ort, sondern nur um Reisen, die Ihr selbst entscheiden könnt.

    Also, wie haltet Ihr es mit Zielen wie z.B. China, Burma, Iran, Nordkorea, Venezuela oder Simbabwe?

    Meiden oder erst recht reisen, um vielleicht im Gespräch mit den Menschen vor Ort den "kleinen Unterschied" zu machen?

    Bin auf Eure Meinungen gespannt.
     
  2. Guest

    Guest Guest

    Sehr, sehr schwierig...

    Zum einen natürlich schwierig, die Grenze zu ziehen, was man unter Verletzung der Menschenrechte versteht. Strenggenommen dürfte man z.B. Staaten wie Singapore oder die USA ebensowenig bereisen wie Kuba, Burma oder China. Für mich als strikten Gegner der Todesstrafe wären somit eigentlich auch so ziemlich alle asiatischen Staaten tabu.

    Andererseits denke ich schon, dass es nichts schlimmeres für die Bevölkerung eines Landes gibt, als durch Isolation der Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit zu entgehen. Reger Tourismus bringt ein Land eher in den Brennpunkt der Berichterstattung als diese z.B. irgendeinem unbekannten Ministaat in Afrika zuteil wird.

    Ein wichtiger Aspekt bei meinen Reisen in "kritische" Länder ist, mein Geld nach Möglichkeit der Bevölkerung (einheimische Lokale usw...), weniger dem Staat (staatl. Hotels, etc...) zukommen zu lassen...

    Für Ende 2008 / Anfang 2009 habe ich eine Reise nach Burma in Planung...
     
  3. Guest

    Guest Guest

    Da ich meist die Erfahrung gemacht habe, dass besonders bei extremen Regierungen (Beispiel Iran, Türkei) die Bevölkerung nicht dahintersteht und man eigentlich nur diese Schaden würde,
    halte ich nichts davon, nicht dahinzureisen.
     
  4. UncleSamDavid

    UncleSamDavid Diamond Member

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    Also, unsere "kritischen" Staaten waren bisher eigentlich nur China und Simbabwe (und durch die Wahlfälschung in gewisser Weise auch Kenia).

    Nach China würde ich momentan nicht reisen, einfach um ein - wenn auch winzig kleines - Zeichen zu setzen, nachdem das IOC ja wohl zu luschig ist, einen Boykott der Olympischen Sommerspiele zu beschließen. Ich wäre übrigens dafür (kleiner Ausflug OT), statt eines Boykotts (der ja eigentlich die Sportler mehr straft wie das Regime in Peking) China die Olympischen Spiele zu entziehen, und sie dann auch kurzfristig z.B. noch mal nach Athen oder Sydney vergeben, wo ja die entsprechende Infrastruktur bereits vorhanden ist. Das würde die Machthaber in Peking direkt treffen und wäre ein mächtiges Signal, dass der Sport sich der Politik eben nicht entziehen kann. Genauso sicher bin ich mir aber, dass die Weltgemeinschaft (und besonders das IOC) zu so einem Signal nicht fähig und leider nicht mal willens ist.

    Simbabwe ist so eine Sache. Ich denke, dass so ziemlich jeder ausgegebene Dollar (US$, nicht Simbabwe$) mehr oder weniger direkt in die Taschen des Mugabe-Regimes fliesst. So wie die 24 US$, die der saubere Herr am Check-in in VFA für unser angebliches Übergepäck eingesackt hat. Cash ohne Quittung, versteht sich (erst wollte er US$60!).

    Wären da nicht die Viktoria-Fälle, gäbe es sowieso kein Grund, Simbabwe zu bereisen. Und die kann man ja auch von Sambia aus besichtigen. Wir wollten eigentlich nur einmal im legendären Victoria Falls Hotel übernachten, daher der kleine Abstecher in Mugabes "Reich des Bösen" :wink:. Das Hotel fällt allerdings eher in die Kategorie "einmal ist ganz nett, ein zweites Mal muss nicht sein". Zur Bevölkerung hat man in solchen Luxus-Enklaven ohnehin wenig bis gar keinen Kontakt.

    Kenia war eine gute Entscheidung, obwohl wir fast die einzigen in einem 100-Betten-Resort waren. Kommen keine Touristen, leiden nur die Menschen und deren Familien, die vom Tourismus leben, und deren Lebensumstände sind sowieso schon schwierig genug. Und in Kenia sind dies gerade die Bevölkerungsgruppen, die eben nicht von der herrschenden Politiker-Kaste subventioniert werden (die haben solche Jobs nämlich nicht nötig). Wir waren froh, durch unsere Anwesenheit und die damit verbundenen Geldausgaben ein winziges bisschen dazu beigetragen zu haben, dass wenigstens etwas Einkommen generiert wurde.

    Ian, Deine Planung für Burma finde ich sehr interessant. Dieses Land soll ja so wunderschön sein, dass es wirklich eine Reise wert ist. (Ein recht guter Bericht über die hier diskutierte Problematik findet sich übrigens hier: http://www.spiegel.de/reise/fernweh/0,1518,281131,00.html).

    Absolute no-gos sind für mich fundamentalistische islamische Staaten wie Iran und Saudi-Arabien. Dorthin nicht mal mit einem geschenkten F-Award!
     
  5. Guest

    Guest Guest

    Ja, Burma ist wohl der Hammer, gerade erst sind Freunde (ja, hab ich auch... :roll: ) zurückgekommen, die fanden´s paradiesisch. Ich wollte schon vor 20 Jahren dorthin, damals konnte man nur 1 Woche einreisen. Es hieß damals, daß man diese Woche mit dem dortigen Verkauf einer im Duty-Free-Shop in BKK gekauften Whiskey-Flasche finanzieren könnte...
    Danke für den link!

    Und ja, fundamentalistische islamische Staaten sind eigentlich abolut zu meiden. Alleine die Rolle der Frau in diesen Staaten, grausam...
    Andererseits meinte ein Bekannter, iranischer Abstammung, im Gespräch mit mir, man sollte doch auch den Iran besuchen. Dann würde vielen klar, dass Staates Meinung dort bei weitem nicht der Meinung der Bevölkerung entspricht (und es durchaus auch "moderne" Tendenzen gäbe)...

    Edit: Rechtschreibung, Tastatur spinnt...
     
  6. Guest

    Guest Guest


    genau das mein ich eben. Bin oft im Iran. Und bisher hab ich keinen getroffen, der die Regierung befürwortet. Im Gegenteil. Die meisten lieben alles was amerikanisch ist. Coca Cola und Fanta sind die Hauptgetränke in Restaurants, es werden Dell Computer benutzt etc.
     
  7. Guest

    Guest Guest

    Richtig, die (vor allem jungen) Menschen versuchen natürlich, ein modernes Leben zu leben, soll heißen: Partys mit westlicher Musik, Frauen (übrigens sind Iranerinnen sehr schöne Frauen... *erröt* )die sich stylen und schminken, usw... Das alles immer mit einem gewissen Risiko verbunden!
    Die Welt ist ja ein Dorf geworden...
     
  8. Guest

    Guest Guest

    Das alles beschreibt Rafik Schami so koestlich treffend....
     

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