Strafanzeige nach Condor-Flug

Dieses Thema im Forum "Low Cost Carrier" wurde erstellt von wolfi911, 9. Januar 2008.

  1. Huey

    Huey Silver Member

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    Bitte nicht gleich auf mich eindreschen aber ich hätte da zwei kliene Verständnisfragen, kann auch sein das ich die Antworten zu diesen in dem Thread hätte finden können, aber diese überlesen habe.

    @wolfi 911
    Die Crew die nach Sharjah eingesetzt wurde, wurde in Sharjah ausgetauscht? Es waren also zwei komplette Crews am Ort vorhanden?

    Welchen Piloten der beiden Crews (frisch oder ausgelaugt am Tag der Landung) machst du strafrechtlich verantwortlich?

    @all
    Eine kleine Anmerkung. Ab einer gwissen Stellung innerhalb einer Organisation kann die Verantwortung eines im normalen Arbeitalltag als ausführender Befehlsempfänger eigenverantwortlich tätigen Arbeitnehmer schnell mal hin zu der Stellung eines "Erfüllungsgehilfen seines Arbeitgebers" wechseln. Fahrlässigkeit bzw grobe Fahrlässigkeit (Vorsätzlichkeit mal ausgeschlossen) kann in dieser Situation dann durchaus ein strafrechtliches Nachspiel für diesen persönlich bedeuten. Und wenn der AG seinen Kopf aus der Schlinge ziehen will strengt er als Nebenkriegsschauplatz noch einen arbeitrechtlichen Streitfall gegen seinen eigenen Arbeitnehmer an.

    (kleines Praxisbeispiel wenn auch nicht aus der Fliegerei und nicht zu der Einordnung eines Erfüllungsgehilfen jedoch mit strafrechtlichen Bezug: Hans Otto arbeitet fleißig in einem Büro als Arbeitnehmer, und bemerkt "scheinbar" gar nicht das er an Betrügereien genauso fleißig beteiligt ist. Und schwupp die wupps ist auch Hans Otto wegen Betruges am A.... . Ich weiss, das Beipiel passt hier nicht ganz, zeigt aber sehr schön das man als Arbeitnehmer schnell mal ungewollt in einer verantwortlicheren Rolle rutschen kann. Und dabei hat Hans Otto doch nur eigenverantwortlich Gelder überwiesen)

    HUEY

    EDIT: http://www.rechtslexikon-online.de/Erfu ... hilfe.html
     
  2. Guest

    Guest Guest

    Mann, was ein thread! Cheapo Flight in die Hose gegangen und daher "Eine Weiterleitung an die Kommission für internationele Menschenrechtsverletzungen ist ratsam.".

    Diese Geschichte finde charakteristisch für das Preis- Leistungsdilemma heutiger Dienstleistungen. Es beginnt mit einem Kunden, der einen Cheapo Preis sucht und zahlt, aber eine alle Unbilden abdeckende Serviceleistung erwartet. Seit MOL denke ich, es ist etwas dran zu sagen: Du willst cheapo, du kriegst cheapo, aber erwarte nichts darüber hinaus. In einem anderen Thread brachte es einer auf den Punkt, indem er sagte, es gebe eben die ALDI/Ryanair Kultur, indem man eben ganz exakt nur das zahlt, was man auch bekommt und die sog. "Solidaritätskultur", in der alle über das Flugticket auch das Parkticket mitbezahlen, selbst wenn sie mit der Bahn anreisen. Insofern habe ich mich früher bei FR über die 10 EUR Gepäck, 6 EUR CC usw. geärgert, letztlich finde ich es aber fairer - soweit ich Transparenz bekomme natürlich! - die genaue Zusammensetzung des Preises zu erfahren u. ggf. Dienste, die ich nicht brauche, weglassen zu können und dazu gehört zweifellos, dass ich während 1,5h keine Mahlzeit gereicht bekommen muss, zumal ich mir auch Kniften mitnehmen kann. Gleiches gilt auch für den hier beschriebenen Fall: reise ich für ein Trinkgeld, muss ich sehen, wie ich im Ausnahmefall zurecht komme.

    Zum Captain: er ist zweifellos eine Führungskraft, die ranghöchste vor Ort und dazu Repräsentant des Hauses, dem er dient. Es mag nicht zu seinen Aufgaben gehören, nach planmäßiger Beendigung des Fluges sich in einer Ausnahmesituation um die Paxe zu kümmern. Und: wo hört das Kümmern auf? Fängt er damit an, kommt er aus der Nummer ja nicht mehr raus. Aber nochmal: er ist als Führungskraft Repräsentant seiner Fa. da kommt er auch nicht raus. Und als solcher darf man von ihm mehr Committment erwarten und verlangen. Etwas Anderes ist es, wenn er gar kein Problembewußtsein hat, weil ihm seine Einsatzzentrale nichts gesagt hat und er nicht hat wissen können, ob und wie lange und auf welche Weise seine Paxe jetzt gestrandet sind. Scheint mir aber unglaubwürdig, dass er sich die Situation nicht hat ausmalen können. Ich würde also sagen: unabhängig von der (Arbeits)Rechtslage ist sein Verhalten kein Führungsverhalten. Wieviel Energie man da von ihm und seiner Crew am Ende eines Arbeitseinsatzes unter erschwerten Bedingungen allerdings abverlangen darf, weiss ich nicht zu sagen, da schwingt man sich auch schnell zum Richter auf.

    Am guten Ende wissen jetzt alle, dass man mit Condor nur dann fliegt, wenn der Preis so niedrig ist, dass man solche Erlebnisse in Kauf nimmt. Oder man kauft das Ticket da, wo man von einer besseren Leistung im Ausnahmefall ausgehen darf. Aber auch dann sollte man in KAuf nehmen, dass sich unerwartete Dinge ereignen. Zum Staatsanwalt würde ich allerdings nur dann gehen, wenn die sichere Ankunft bezweifelt werden darf. Und der Appell an die Menschenrechtskonvention ist ein beschämender Schlag ins Gesicht der Menschen, die dieser Organisation tatsächlich bedürfen.
     
  3. wolfi911

    wolfi911 Pilot

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    @giosetti: ich gebe Dir grundsätzlich Recht, weswegen ich eben beispielsweise nicht Ryanair fliege. Was Condor allerdings betrifft verweise ich mal auf die Homepage von denen (http://www.condor.de), und zwar insbesondere auf deren Werbung für die eigene Comfort Class und zitiere:

    "Einen ganz besonderen Flug erleben: In der Condor Comfort Class lassen Sie sich auf die ganz besondere Art genussvoll verwöhnen."

    "Individuelles Entertainment genießen: ..."

    "Nur Vorteile: Als Fluggäste der Condor Comfort Class kommen Sie in den Genuss einer Vielzahl besonderer Services der Extraklasse."

    "In der Condor Comfort Class servieren wir Ihnen ein ausgezeichnetes 5-Gänge-Menü mit drei verschiedenen Hauptgängen zur Auswahl. Natürlich auf echtem Porzellan. "

    "Exklusive Lounges bieten Gästen der Condor Comfort Class auch am Flughafen erstklassigen Service und angenehme Atmosphäre."

    Entweder meinen die das absolut ironisch - dann habe ich den Gag nicht verstanden -, oder sie müssen sich an ihrer eigenen Werbung messen lassen. Ist doch nur recht und "billig" ...


    In einem anderen Thread zu diesem Thema - die Sache geht ja rund - las ich, wie dumm es sei, dass wir nicht einfach in irgendein x-beliebiges Hotel gefahren seien, das dann selbst bezahlt und damit dem ganze Chaos entgangen wären. Gute Idee, und glaubt mir: die hatte ich logischerweise auch. Nur konnte - oder wollte? - einem niemand klar sagen, wann (und ob) denn am nächsten Tag der Flug weitergeht. Von Condor selbst kamen ziemlich unterschiedliche Aussagen zu dem Thema, von "nicht bekannt" über "7 Uhr", "9 Uhr", "11 Uhr" usw.. Wann also sollte ich zurück zum Airport: um 5, oder um 7? Oder auf gut Glück und dann erfahren, dass wieder nichts geht? Abgesehen davon standen wir ohne Pässe rum. Und bis ich eventuell mein Geld wieder habe, dauert es dann auch noch entsprechend lang und Condor würde dankbar argumentieren, warum sie natürlich allenfalls die Hälfte erstatten würden ... :wink:

    Es gibt im Nachgang nur einen klugen Rat, und der dürfte auf der Hand liegen: nie wieder Condor!
     
  4. long legs

    long legs Gold Member

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    Selbstverständlich gelten die Rechte des Konsumenten unabhängig davon, zu welchem Preis er ein Produkt erwirbt. Wenn nun ein Anbieter meint, ganz besonders billige Dumpingpreise machen zu müssen, soll er das gerne tun. Aber inwiefern das den Anbieter dazu berechtigen sollte, geltendes Recht ausser Kraft zu setzen, kann ich nicht nachvollziehen.
     
  5. Guest

    Guest Guest

    Stand der Dinge?
     
  6. rudi_ko

    rudi_ko Pilot

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    Ich geb dir bei jedem deiner Argumente Recht. "Service der Extraklasse" ist so ein Verhalten ganz sicher nicht. Berichte mal wie es weitergeht.

    Gruß Rudi
     
  7. wolfi911

    wolfi911 Pilot

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    ... dann mal das (auch von mir) lang erwartete Update:

    Zunächst ließ Condor die meinerseits gesetzte Frist für die Beantwortung bzw. Zahlung der gestellten Forderung verstreichen, hat sich aber zwischenzeitlich dann doch mit einem zweiseitigen Brief gemeldet, der eine Entschuldigung für das Verhalten enthält. Eingeschlossen ist eine Darstellung, dass das Verhalten der Crew nicht als völlig korrekt bewertet wird.

    Zu den zivilrechtlichen Positionen: Condor bietet mit eine recht geringe Minderung des Flugpreises an, zudem einen Gutschein, den ich für meinen nächsten Flug mit Condor verwenden kann :D ... dass ich den nicht wirklich dafür einlösen möchte, liegt auf der Hand. Ergänzend bietet mir Condor den Ersatz des mir entstandenen materiellen Schadens an, also Kosten für Taxi, Getränke und Parken. Weitergehende Schadensersatzansprüche will Condor nicht anerkennen. Offen ist noch immer meine Handyrechnung - hier möchte Condor aktuell nur pauschal abrechnen, wobei die Pauschale nicht einmal 25% der entstandenen Kosten abdeckt.

    Natürlich ist Condor der Meinung, dass eine Annullierung des Fluges nicht vorlag, sondern der Flug nur verspätet war. Daher scheidet nach Ansicht Condors eine Entschädigungszahlung nach der bekannten EU-Verordnung (das wären € 600,-) aus. Die Ansicht Condors überrascht nicht wirklich ...

    Mein weiteres Vorgehen gegenüber Condor ist noch offen, ich prüfe es derzeit.

    Parallel ist ein Schreiben des LBA eingegangen, dass wegen des Vorfalls eine Unterschung eingeleitet wurde, Condor entsprechend zur Stellungnahme aufgefordert wurde und ich auf dem Laufenden gehalten werde.

    Was soll ich sagen? Überrascht bin ich nicht - Condor versucht das natürlich so kostenneutral wie möglich abzuwickeln. Interessant jedoch, dass das Verhalten der Crew - zwar nur leicht, aber immerhin - kritisiert wird.
     
  8. miles-and-points

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    Hierzu die tatsächliche Formulierung als wörtliches Zitat - das wäre interessant.
    Und wirklich kein einziges Wort zur angeblichen Äußerung des AA-Mitarbeiters?
    Was wird aus dieser Strafanzeige, die ja immer noch die Überschrift hier ziert?
     
  9. wolfi911

    wolfi911 Pilot

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    @Miles&Points: Condor stellt fest, dass aufgrund der besonderen Umstände eine Unterstützung der Gäste durch die Crew hilfreich gewesen wäre.

    @Miles&Points: nein. Nebenbei: die Äußerung war nicht angeblich, die Äußerung war ausdrücklich.

    Es liegt in der Natur einer Strafanzeige, dass diese ihren eigenen Weg geht und ich keinen Einfluss auf die Ermittlungsbehörden habe.
     
  10. miles-and-points

    miles-and-points Nach Verwarnungen dauerhaft verreist
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    Das deckt sich doch durchaus mit der auch hier schon von mir und anderen geäußerten Einschätzung.

    Aha. Ist also noch nicht abgelehnt, sondern sogar angenommen worden? Oder was soll das sonst heißen?

    :mrgreen:
     
  11. wolfi911

    wolfi911 Pilot

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    @Miles&Points: siehe §§ 151 ff. StPO.
     
  12. miles-and-points

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    Jaja, genau deshalb fragte ich: dort heißt es ja z.B.
    ... und das bezweifle ja nicht nur ich sehr stark, daß dies in der geschilderten Situation der Fall gewesen ist.

    :mrgreen:
     
  13. wolfi911

    wolfi911 Pilot

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    @Miles&Points: was Du oder ich oder der Papst bezweifeln, ist dabei irrelevant: das Bezweifeln obliegt den zuständigen Behörden, daher habe ich oben korrekt geantwortet: "... ich keinen Einfluss auf die Ermittlungsbehörden habe."

    Anstatt also das Thema Strafanzeige immer wieder zu diskutieren, wäre es doch mal interessanter, sich eine Meinung über die Frage "Annullierung vs. Verspätung" zu bilden.
     
  14. miles-and-points

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    Das wäre ja auch noch schöner, wenn Du einen solchen "Einfluß" hättest.
    Nein, mir ging es doch (eigentlich eindeutig formuliert?) in meiner Frage darum, zu erfahren, ob diese (für mich und andere völlig "unsinnige") Strafanzeige überhaupt angenommen (oder sofort abgelehnt) worden ist. Einfach interessehalber; auch damit wir alle wissen, wo und wie wir diese merkwürdige Geschichte nun tatsächlich einzuordnen haben. Es könnte ja theoretisch sein, daß diese Anzeige gegen alle Voraussagen von mir und anderen Usern (der Papst ist auch dabei?) angenommen und (wider Erwarten) sogar ein Verfahren (gegen wen noch einmal?) eröffnet wurde.

    Wäre doch echt spannend zu wissen. :mrgreen:
     
  15. wolfi911

    wolfi911 Pilot

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    Es geht mir in der ganzen Angelegenheit weniger um Spannung, als um das Durchsetzen meiner Ansprüche. Das betrifft aber die zivilrechtliche Seite.

    Die Strafanzeige ist im Raum und damit meiner Beeinflussung entzogen. Wenn ich dazu eines Tages etwas höre, werde ich aber auch das berichten.
     
  16. miles-and-points

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    Das ist schön zu hören. Was ist denn "im Raum"? Tatsächlich gestellt oder wird noch drüber nachgesonnen?
    Die Entscheidung, ob sie überhaupt "angenommen" wird, braucht ja (normalerweise) keine Wochen, oder?

    Wäre also nicht nur überaus spannend, sondern sogar sehr interessant (und weiterführend) zu wissen ... :mrgreen:
     
  17. wolfi911

    wolfi911 Pilot

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    @Miles&Points: Strafanzeige ist schon lange gestellt, siehe Ursprungstext. Warum sollte ich darüber nachsinnen?

    Typischerweise gibt es keine Information über eine "Annahme", da eine Strafanzeige nicht "angenommen" wird. Sie "geht ein" - das weitere Vorgehen liegt alleine bei den Behörden, und nun beginnt sich meine heutige Berichterstattung etwas im Kreise zu drehen. Siehe also oben.
     
  18. miles-and-points

    miles-and-points Nach Verwarnungen dauerhaft verreist
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    Wie meinen? :shock:
     
  19. Mr.Radar

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    So wie sagen! ;-)
     
  20. miles-and-points

    miles-and-points Nach Verwarnungen dauerhaft verreist
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    Dafür Dank... 8)
     

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