Hallo, habe in den letzten Wochen dreimal den Vorabend Check-in in FRA in Anspruch genommen, jedesmal für Langstrecke in C als SEN. Ziele waren MEX, GRU und LAX. Jetzt ratet mal, wer grundsätzlich als Vorletzter das Gepäckband mit seinen Koffern verlassen hat: natürlich ich. Werden die Koffer in FRA als erste in den Container verladen und kommen deshalb am Schluss auf das Band am Zielflughafen? Gruss Juergen
das wurde auch schon mal an anderer stelle diskutiert.. und nein, darf eigentlich nicht der fall sein ...
Hallo Jürgen, vermutlich bist du jedesmal direkt ohne Umsteigen geflogen. Deswegen hatte der Container mit deinem Gepäck einen bestimmten Platz im Flieger. Wenn es dich interessiert, will ich dir die sogenannten Ladekriterien erklären: Die Containerposition hinter der Frachttür sind sozusagen die Attraktivsten. Lass uns annehmen, der hintere Frachraum wird für das Gepäck benutzt, es gibt drei Containerpositionen A, B und C, und die Frachttüre ist ganz hinten am Flugzeug. Nennen wir die Containerposition an der Türe Position A, die davor, mehr in Richtung Mitte des Fliegers Position B, und die in der Mitte des Fliegers Position C. Position A ist der Türe am nächstgelegenen, Position C ist am weitesten entfernt. Nehmen wir den Flug FRA-LAX. Du must als Ladeplaner erstens natürlich das Flugzeug vertrimmen, und zweitens logistisch so beladen, dass bestmögliche Operations und Logistik gewährleistet ist. Du "baust" also drei verschieden Container. Nummer 1) für "local pax", Gepäck für Passagiere, die in Frankfurt einsteigen und in Lax wieder aussteigen. Diesen baust du so, dass das Gepäck der "priority " ganz oben liegt, also schnellstmöglich aus dem Container ausgeladen werden können. Nummer 2) für "inbound pax", also Gepäck von Passagieren, die von einem Weiterflug kommen, zb. SVO, und über FRA nach LAX fliegen, "priority" liegt wieder oben. Nummer 3) für "outbound pax", Gepäck von Passagieren, die von LAX noch weiterfliegen, beispielsweise FRA-LAX-SFO, "priority" wieder ganz oben. Nun bereitest du als Ladeplaner zuerst Nummer 1) local pax vor. Alle Passagiere haben eingecheckt, Gepäck liegt vor und geht nur nach LAX und nicht weiter, der Container ist 20 Minuten vor Abflug fertig, du lädst ihn auf Position C, da die Passagiere in LAX aussteigen und das Gepäck nicht "sofort" verfügbar sein muß, also am weitersten weg von der Frachttüre. Dann kommt Nummer 3) dran, für outbound ex LAX, meistens steht dieser auch 15- 20 min vor Ablug zur Verfügung. Weil die Transitzeit in LAX unter Umständen sehr kurz ist, muß dieses Gepäck sofort "ins Karussell", also in die Gepäcksortierungsanlage im Flughafen in LAX, damit es rechtzeitig auf die Anschlussflüge verteilt werden kann. Wenn der Container fertig ist, lädst du ihn noch nicht. Weil er in LAX schnellstmöglich ausgeladen werden muß, stellst du ihn direkt an die Türe, also Position A, und stellst ihn vorübergehend neben den Flieger, damit du noch Zugang zu Postiton B hast. Auf Position B kommt nun Container Nummer 2) "inbound". Gepäck von Passagieren, die von einer anderen Destination kommen und in FRA nur umsteigen. Möglich, dass das "Karussell" diese Koffer erst wenige Minuten vor Abflug "ausspuckt", deswegen kommt dieser Container erst sehr spät am Flieger an, manchmal erst eine Minute vor Abflug, oder es werden sogar Verspätungen in Kauf genommen. damit Gepäck noch mitkommt. Wenn Nummer 2)"inbound" am Flieger ankommt, verlädst du ihn sofort auf Position B, danach verlädst du sofort Nummer 3)"outbound" auf Position A, nahe der Tür, damit er superschnell ausgeladen werden kann. Dann freust du dich als Ladeplaner, dass du alles rechtzeitig geschafft hast, meldest die Beladung beim Cockpit klar und der Flieger startet. In LAX geht nun also Nummer 3) outbound" auf der Postion A sofort ins Karussell, damit er Anschlussflüge erreicht. Danach wird Postion B und C, also 2)"inbound" und 1)"local" ausgeladen und aufs Band geliefert. EIGENTLICH sollten erst aus beiden Containern die Prioritys ausgeladen werden und dann das restliche Gepäck, aber weil fast alle Flughäfen Platzprobleme haben, stellt man erst den ersten Container ans Band und dann den zweiten. (Angeblich schlägert sich manchmal das Ladepersonal sogar um die Containerstellplätze, um das Gepäck aufs Band zu legen...) Dir als local kann es also passieren, je nach Airportkapazität, dass erst dass Priority der inbounds aufs Band kommt und dann das reguläre Gepäck der inbounds, dann erst das priority der locals und dann das reguläre Gepäck der locals. Deswegen hast du das Gefühl, dein Gepäck kommt als Letzes an. Aber eigentlich ist es egal, ob du am Vorabend-check-in oder kurz vor Annahmesschlusszeit eincheckst. Am Vorabend könnte es höchstens das "Unterste" der prioritys sein, das macht aber in der Praxis höchstens 5-10 Koffer "früher" auf dem Band aus. Ich persönlich würde dir immer zum Vorabend-check-in raten. -auf Langstrecke sind Irregulars wie Verspätungen und Aircraftchanges meist schon lang vorher bekannt, du bekommst zeitnahe Infos, -es ist fast ausgeschlossen, dass dein Gepäck als local nicht mitkommt - du hast deinen reservierten Sitzplatz und er verfällt nicht weil du zu spät eincheckst -auch ohne reservierten Sitzplatz hast du noch Auswahl -keine Gefahr von denied boardings oder downgrades wegen begrenzter Kapazität -am nächsten Tag ganz stressfrei mit Bordkarte am Flughafen ankommen und direkt zum Gate gehen Deswegen wäre es mir fast schon egal, ob ich meinen Koffer zwei Minuten früher oder später am Band abholen kann.... Grüße, PVG
Das war jetzt schon dein 2. "ausführlicher" Beitrag. Klasse. Da lernt man einiges. :lol: Bin mal gespannt, was noch alles kommt :wink:
Ist das mit dem oben liegen wirklich so? Mir hatte LH mal erklärt, daß das Priority-Gepäck in einem eigenen Container zusammen gefasst wird, so daß man bei Flugirregularitäten an dieses noch einfacher ran kommt und es abladen kann, wo hingegen das Gepäck des Normal-Passagier nämlich nicht abgeladen wird, sondern in der Warteschleife bleibt, bis dieser auf eine neue Maschine gebucht wurde.
