Die Lufthansa rüstet im Kampf um die lukrative Top-Klientel in der Luftfahrt auf.
Die deutsche Fluggesellschaft wird fünf Jahre nach der Erneuerung ihrer Business-Class auch mit einer neuen First Class starten. Denn während die Billigfliegerei boomt, sind auf der anderen Seite noch immer viele Geschäftsreisende bereit, für einen angenehmen Flug tief in die Tasche zu greifen.
„Wir planen, im Jahr 2008 noch vor dem Start des Airbus 380 bei Lufthansa eine neue First Class einzuführen“, sagte Lufthansa-Vertriebschef Thierry Antinori dem Handelsblatt. Die Arbeiten an der neuen Königsklasse hätten bereits begonnen. Ursprünglich war geplant, die neue Luxusklasse mit dem Start des Riesenairbus A380 zusammenzulegen. Die deutlichen Lieferverzögerungen des Flugzeugbauers führen nun aber dazu, dass Lufthansa die Premiere der neuen Königsklasse nicht auf dem Megajet feiern wird. Lufthansa erhält den Riesenjet nach letztem Stand erst 2009 und nicht wie geplant für den Sommerflugplan 2008.
Die Lufthansa baut mit der Erneuerung ihrer Top-Klasse ihre Position im lukrativen Premiumsegment weiter aus und befreit sich zugleich aus einem Dilemma, in das die Airline nach der im Jahr 2003 begonnenen deutlichen Aufwertung der Business-Class geraten war. Der Luxusabstand zwischen dem neuen Business-Sitz und den alten First-Class-Stühlen war gefährlich klein geworden, was den erheblichen Preisunterschied zwischen den Klassen kaum mehr zu rechtfertigen schien. Die neue First Class soll nun die alte Klassengesellschaft wieder herstellen und weitere Top-Klientel auf die teuersten Sitze an Bord lotsen.
Der wieder wachsende Premiumbereich von Business- und First-Class-Reisenden in der Luftfahrt ist das für die Fluggesellschaften mit Abstand lukrativste Segment. Zwar liegt der Anteil der Passagiere mit Business- oder First-Class-Tickets nur bei knapp 20 Prozent – ihr Anteil an den Verkehrserlösen liegt aber schätzungsweise bei rund der Hälfte. Denn bei kaum einem anderen Transportmittel sind die Preisunterschiede so drastisch: Wer in der Eisenbahn von der zweiten in die erste Klasse wechselt, zahlt etwa 50 Prozent mehr. Wer in der Luft statt Economy ein First-Class-Ticket bucht, zahlt regulär häufig mehr als das Zehnfache.
Lufthansa unter ihrem Vorstandschef Wolfgang Mayrhuber versucht darum, mit immer aufwendigeren Angeboten für die betuchte Klientel die Stellung der Airline als Premiumanbieter auszubauen. So bietet die Fluggesellschaft ihrer Premiumklientel in München und Frankfurt bereits einen exklusiven Service am Boden und eröffnete spezielle Top-Kunden-Terminals, die First-Class-Passagieren und ausgesuchten Vielfliegern zur Verfügung stehen. Bereits im Herbst 2003 startete Lufthansa darüber hinaus eine deutlich verbesserte Business-Class, deren Umrüstung auf den Maschinen bis zum Frühjahr 2007 abgeschlossen sein soll.
Für den Mehrpreis, den die Kunden – überwiegend Geschäftsreisende – zahlen, erwarten sie allerdings auch einen entsprechenden Gegenwert. Komfort und Exklusivität spielten dabei eine essenzielle Rolle, betont Luftfahrtexperte Thomas Tomkos von Cell Consulting. „Lufthansa hat in den vergangenen drei Jahren mehr Geld als jemals zuvor in Produkte und Leistungen für die Kunden investiert“, stellt Antinori klar. Analysten begrüßten den Ansatz der Fluggesellschaft. „Lufthansa wird ein gewisses Premium zugestanden, zumindest was die Ticketpreise angeht“, sagte Luftfahrtanalyst Uwe Weinreich von der Hypo-Vereinsbank. Die Strategie, das Premiumprodukt zu forcieren, zahlt sich insofern bereits aus.
Tatsächlich konnte Lufthansa in diesem Jahr bereits deutliche Zuwächse im Premiumsegment melden. Der Fokus auf Premium-Passagiere habe in den ersten neun Monaten dieses Jahres für gestiegene Durchschnittserlöse gesorgt, verkündete Ende Oktober Finanzchef Stefan Gemkow. Die Airline profitiert damit von einem Trend zurück auf die teuren Plätze. „Die Geschäftsreisenden kehren aus der Economy in die Business-Class zurück, was am guten Produkt liegt und daran, dass die Firmen umdenken. Ein Mitarbeiter, der bei der Ankunft nicht verhandlungsfähig ist, kostet die Firma mehr, als sie glaubte zu sparen“, betonte Antinori. Der Lufthansa-Vertriebschef rechnet daher mit weiterem Wachstum in diesem Segment.
Konkurrenz schläft nicht
Asiaten greifen an: Während einige Airlines ihre First Class gestrichen haben, stellte gerade der Newcomer Etihad Airways aus Abu Dhabi seine neue „Diamond-Zone“ vor, mit Sitzen, die sich um 180 Grad drehen lassen. Qatar Airways bietet in der First Class eine fliegende Lounge und Singapore Airlines in der Sky Suite ein Daunenbett und Givenchy-Pyjama.
Hohe Messlatte
Glaubt man den Umfragen der Meinungsforscher von Skytrax, bieten arabische und asiatische Airlines in der ersten Klasse derzeit den besten Service an. Die Messlatte für die nächste First Class der Lufthansa liegt also hoch.
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