Reisebericht Philippinen

Dieses Thema im Forum "Trip Reports" wurde erstellt von rainer1, 22. Januar 2011.

  1. rainer1

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    nicht aus meiner feder, trotzdem oder gerade deshalb umso interessanter !
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    hi meine lieben,

    2 monate thailand waren eben 2 monate thailand, gut verbracht und gut aufgehoben in meinem winterdomizil, normalitaet und nix besonderes dazu zu erzaehlen. strand, bier, kleine partys, lesen, unsinn reden, mit freunden herumhaengen und einfach die zeit vergehen lassen. ein pensionistendasein......
    jetzt bin ich seit 12 tagen auf den philippinen unterwegs, hergeflogen als ich schon 2 tage lang 39-40 fieber hatte, aber da muss man eben durch wenn man etwas erleben will. musste nur am flughafen moeglichst nett und gesund wirken, damit sie mich nicht ablehnen. hat geklappt und 2 tage spaeter war eh schon wieder alles gut. ausserdem hatte ich dank vorarbeit im internet schon ein paar nette kontakte hier an verschiedenen orten, die sich als sehr hilfreich und informativ erwiesen haben. alleine durch die welt ziehen ist ja ganz schoen, aber die einsamkeit ist dabei doch ein steandiger begleiter und das internet eine feine ergaenzung zu den frueheren strassen-, bus-, bar- oder guesthouse-bekanntschaften, mit denen man die abende bei bier und reisegeschichten ausklingen hat lassen. andererseits hocken mittlerweile die meisten rucksackreisenden abends vor ihren kleinen laptops, oft mehrere am selben tisch, und jeder tippt vor sich hin, hoert musik oder speichert fotos ab. nicht wirklich kommunikativ.
    also zu meiner zeit war das noch ganz anders........
    auch die philippinos sind weltweit die fuehrende nation im tippsen, naemlich sms, denn die kosten 1 pesos im gegensatz zur gespraechsminute mit 10 pesos. daher sind sie alle pausenlos am tippen, sagenhaft schnell und oft ohne hinzusehen,- die ausgesprochen angenehme begleiterscheinung,- man ist nicht staendig von vor sich hinquasselnden menschen umgeben, nur vom gepipse eingehender nachrichten.

    eine schoene begleiterscheinung des alleine reisens ist, dass mich immer wieder mal das gefuehl von dankbarkeit ueberkommt. ob es nun beim auswaehlen eurer mailadressen ist und ich dabei feststelle, dass da eine ganze reihe an menschen ist, die mir wichtig sind und an die ich gerne denke. danbar, wenn ich im januar auf einem schneeweissen sandstrand mit glasklarem wasser unter gruenen palmen neben blauen bootssegeln mit einem kuehlen drink und einem symphatischen menschen daneben sitzen darf. oder wenn ich mir die lebensgeschichten der menschen anhoere und weiss, dass ich nur zum automaten gehen muss um geld und sicherheit zu haben.
    auch haelt diese art von durch die welt ziehen wach, flexibel und freundlich,- so wie auch die arbeit als pooldienst in wien. da muss man sich auch taeglich auf neue situationen einstellen.
    allerdings werde ich wohl jetzt wirklich alt, denn nach all den jahren haben sie es nun doch geschafft mich beim geldwechseln so richtig zu bescheissen. und ich hab bis jetzt keine ahnung wie, aber vom 400.- euro gleich 200.- abzuziehen ohne dass ich es merke ist beachtlich. dabei waren das ganz ordentliche wechselstuben, keine ablenkung, kein hin und her mit dem geld, vorzaehlen, nachzaehlen, - und eigentlich kann ich schon 2 haufen mit je 10 fuenfhundertern + a bissl kleingeld abzaehlen-, in die hosentasche, zipp zu und raus. extra 2 wechselstuben fuer je 200.- euro aufgesucht, damit sie nicht sehen mit wieviel geld ich herumlaufe,- und daheim beim taschen ausraeumen waren es dann statt 22 000.- nur 12 000.- pesos. beachtlich. und jetzt kann ich herausfinden, ob ich hier mit visa-card oder meiner thai-bankomatkarte bargeld bekomme. genau das wollte ich eigentlich vermeiden........naja

    die tollsten dinge hab' ich bereits erlebt und gesehen aber jetzt bin ich in einer absolut haesslichen, lauten stadt gelandet, bei wind und regen, wie es ueberhaupt ausser an den 2 tagen auf der traumurlaubsstrandinsel boracay taeglich geregnet hat. ist aber nicht so schlimm, denn dadurch hat es angenehme 25 grad, die landschaft ist saftig gruen, die luft gut und man schwitzt nicht. und ich hab' ja 1200 seiten ken folett, "die saeulen der erde" dabei. dazu wuerde ich sonst nie im leben kommen, und die geschichte uebers mittelalter und die macht der kirche ist noch dazu richtig passend, wenn man sich ansieht, wie einerseits die spanische kirche hier ganze arbeit geleistet haben und man andererseits abends um die am wegrand schlafenden familien einen bogen machen muss und bei leichtem regen an eine mittelalterliche stadt erinnert wird, wenn sich der ganze strassensiff + urin aus den ecken und seitengassen zu einem schwarzen brei verwandelt durch den man schlatzt beim gehen.
    dabei habe ich eines der unglaublichsten erlebnisse im bezug auf strassenmenschen gehabt. direkt neben dem bewachten und versperrten eingang meines guesthouses in manila hat eine familie ihren schlafplatz in einer nische. nach sonnenuntergang hockten sie sich zusammen, die nachbarn vom naechsten hauseingang dazu, stellten einen kleinen knallgelben dvd-player vor sich mitten am gehweg auf und schauten filme. angeschlossen war der player an den aus dem betonsockel einer abgebrochenen strassenlampe ragenden stromkabeln. dieses bild war so grossartig, dass ich eine grosse flasche cola fuer ihren fernsehabend spendiert habe,- dafuer durfte ich sie fotografieren.
    manila hat uebrigens den mit etwa 3 millionen menschen groessten slum asiens. da bin ich nicht hin, aber mit armen ist man trotzdem immer wieder konfrontiert, aber selbst die sprechen etwas englisch und sind freundlich. ueberhaupt sind die philippinen mal ein land, das man nicht trotz sondern wegen seiner menschen bereisen kann. alle sind ausgesprochen nett, freundlich, entspannt, unhektisch, hilfsbereit und hoeflich und es tut gut nicht der abfaellige "farang" wie in thailand zu sein, sondern ueberall mit "sir" angesprochen zu werden. sogar die strassenschmuddelkinder bedankten sich gestern mit einem klaren "thank you, sir" als ich ein paar von ihnen beim grossen festival zu einem abendessen am naechsten strassenstand einlud. und auch das mir von den einfachen burschen auf der strasse regelmaessig hinterhergerufene "he joe", wohl noch aus der amizeit, klingt nach einem freundlichen gruss. -ob sie noch irgendwelche schmeinereien hintermumeln muss ich ja nicht wissen.....
    und was noch auffaellig ist sind die- fuer meinen geschmack -ueberdurchschnittlich vielen huebschen gesichter und die nette sanfte singsang-sprache. ausserdem darf ich mich frei bewegen ohne pausenlos angesprochen oder angestarrt zu werden,- ist das schoen kein rosa elefant zu sein!!!! nur ueber meine groesse haben sie natuerlich viel zu kichern,- na sollen sie ihren spass haben, ich bin's gewoehnt.

    was die thais keine bildung haben uebertreiben die hier glaub ich etwas. jede hausmaid die sich auf eine der vielen ueberall plakatierten anzeigen fuer stellen in den emiraten bewirbt oder ein verkaeufer im fastfoodladen muss collegeabschluss haben. d.h. 12 jahre schule + 4 jahre college. einer hat mir erzaehlt, weil er das college nach 2 jahren abgebrochen hat darf er im hotel jetzt nur die boeden wischen und den muell sortieren, -nach 14 jahren schulbildung, fuer 4.- euro am tag ohne freiem essen, und nicht mal zum roomboy aufsteigen, wo es wenigstens noch trinkgeld gaebe. in manila gibt es einem ganzen strassenzug an dem sich dutzende mit stellenanzeigen fuer auslandsjobs vollgeklebte kleine kabaeuschen aneinander reihen, in denen jeweils einer sitzt und auf bewerber wartet. dazwischen noch jede menge frei mit angebotszetteln in der hand herumsitzende und natuerlich horden von suchenden. v.a. techniker, bootsleute, fuer oelfrachter oder hauspersonal stehen da drauf. ich glaube keine nation hat so viele staatsbuerger im ausland arbeiten wie die philippinen.
    als kontrast zu dem freundlichen eindruck stehen allerdings die vielen schwerbewaffneten. vor banken, shopping malls oder wichtigen gebaeuden wie rambo mit riesengrossen gewehren, vor maerkten, geschaften oder sogar am rand der tanzflaeche in einem kleinen tanzladen mit band am land immer noch mit pistolen. ist aber nicht uebertrieben erschreckend. und erheiternd finde ich es immer, wenn sie die in garagen oder wichtige gebaeude einfahrenden autos mit spiegeln von unten kontrollieren aber oben nicht mal den kofferraum aufmachen. aber das faellt unter logik, und die ist ja weltweit seltsam verteilt. in meinem guesthouse z.b. muss ich die rechnung ueber einige 1000.- pesos fuer mehrere naechte und konsumation erst bei der abreise bezahlen (d.h. um so viel koennte ich zeche prellen), fuer das handtuch wollen sie aber unbedint 100.- pesos garantie hinterlegt haben, bevor ich eines bekomme.
    (so, jetzt habe ich gerade, wie alle anderen im internetcafe auch, von einer alten singenden frau eine heiligenfigur auf den kopf und die schultern gedrueckt bekommen in der hoffnung auf eine muenze fuer ihren segen.)

    anscheinend gibt es hier nach 400 jahren spanier, 40 jahren amis und 20 jahren marcos ausser den paar alten bergstaemmen keine eigen kultur. orientierungspunkte in einer stadt sind die shopping malls und kirchen, feste sind immer katholischen ursprungs, gesungen wird karaoke zu internationalen schlagern und lokale schauen alle wie billigableger von fastfoodketten aus. plastikeinrichtung, mc donald-theke zum bestellen, bilder von den speisen an den waenden,- und damit komme ich zum mit abstand schrecklichsten hier, dem essen!
    in 20 reisejahren habe ich noch kein land erlebt, wo das essen so muehsam ist und die geschmacklosigkeit des essens nur noch von jener der orte an denen es eingenommen wird uebertroffen wird. und ich bin sicher kein anspruchsvoller essen, aber an den einfachen einheimischen plaetzen an denen ich ueberall in der welt esse, stehen meist etwa 6-8 kalte fertige speisen herum, von denen ich wenn ich glueck habe eine finde in der keine innereien, blutgerinsel, huehnerknochensplitter oder bostige schweinehautstuecke liegen (davon bekommt man dann eine moccauntertasse voll zu einem teller faden reis serviert, -d.h. weltweit wohl auch die kleinsten portionen. dass die philippinos fast alle einen kleinen speckbauch haben kann nur an den genen liegen, sicher nicht am essen......), die alternative dazu sind eben diese fastfood-loecher, wo es grauenhaft fertigpizza, hinterhofgemachte hamburger, geschmacklose nudeln oder zaehe einheimische rindfleischspeisen mit einem spiegelei gibt. rettungsanker sind da die vielen baeckereien, wo ich mich immer mit einer notfallration striezelweckerl eindecke. sogar die kleinen 24-stunden minishops haben hier 1-2 kleine tische mitten zwischen den regalen stehen, wo man das in der mikrowelle aufgewaermte fertigzeug aus der vitrine gleich verzeheren kann. ganz selten, hauptsaechlich auf boracay, der internationalen urlauberinsel, hab ich richtige lokale mit speisekarte gesehen. aber auf reisen durchs einfache land ist das ein wirklich trauriges kapitel. v.a. wenn man aus thailand kommt, wo gefuehlsmaessig immer gerade die haelfte der bevoelkerung damit beschaeftigt ist fuer die ander haelfte essen zuzubereiten. ach ja, und nach einer einheimischen spaezialitaet befragt habe ich mehrmals erklaert bekommen da muss ich die 18 tage angebrueteten und dann gekochten enteneier kosten, in denen man schon den halb entwickelten embryo findet. ich hab zugesehen,- die eier werden geschaelt, dann daran herumgeschluerft, also sind sie nicht mal ganz durchgekocht, und dann der rest gegessen. muss ich nichts mehr schreiben dazu, oder?
    und dann der kaffee!! ich mag ja nescafe, aber nicht diese picksuessen, fast kaffeelosen 3 in 1 fertigsackerl,- und was anderes gibts nicht, aus. zumindest habe ich jetzt reinen nescafe gefunden, mit dem ich dieses suesse wasser annaehernd in kaffe verwandeln kann.
    alkohol ist extrem billig, darf aber nicht auf der strasse konsumiert werden und zum glueck,- oder hier eher leider,- bin ich noch nicht soweit, dass ich damit meine mahlzeiten ersetzen koennte. zigaretten kosten auch fast nix, werden meist einzeln gekauft und heissen "hope" und "furtune".
    die klos bezeichnen sie als "comfort room", was so schoen nach einer bequemen flughafen lounge klingt, aber auch nur die uebliche asiatische wahl zwischen einem loch im boden mit schoepfer aus dem kuebel oder einer muschel ohne klobrille drauf ist. aber klingen tut's zumindest schoen.

    reisen und weiterkommen ist ausgesprochen einfach und meist auch bequem mit kaum mal einer kurzen wartezeit. ueberlandbusse sind meist bequem, nicht zu kalt und fahren anstaendig, fuer den stadtverkehr oder zwischen den naeheren orten verkehren jeepneys. das waren urspruenglich aus der amizeit uebriggebliebene jeeps, die nach hinten in die laenge gezogen wurden um auf 2 laengsbaenken je nach quetschungsgrad 8-10 passagieren platz zu bieten. fahrende niedrige blechkisten also, die aber inzwischen in serie produziert werden, oft bunt bemalt, chromblitzend und mit spiegeln oder heiligenfiguren verziehrt sind. das fahrgeld wird von den hinteren passagieren nach vorne weitergereicht und dem fahrer zugerufen bis wohin man mitfaehrt, der fahrer kassiert unterm fahren ueber die schulterund das wechselgeld wandert auf dem selben weg bis nach hinten zurueck. wer aussteigen will ruft einfach "halt", ganz einfach und sehr effizient. auch fahren sie alle sehr zivilisiert hier und hinten hat fast jeder jeepney oder bus draufstehen :"how is my driving? call" + einer tel.nr. dazu. weiss allerdings nicht ob man unter dieser nummer den fahrer, den chef oder die polizei erreicht. ist aber so ein kleinens nettes detail wie sie sich um einem guten umgang bemuehen.
    fuer den individualverkehr gibts ueberall 100e fahrraeder oder motorraeder mit kleinen einfach zusammengeschweissten beiwaegen, die auch bis zu 6 leute transportieren koennen.
    boote haben alle seitliche ausleger, was sie ziemlich huebsch aussehen laesst und hier ist das bezahlen schon weniger effizient. fuer die 10 minuten fahrt nach boracay muss man zuerst zum ticketschalter, 25.- pesos (=40.- cent), dann zum nebenschalter fuer 50.- pesos ein pierbetretungsticket kaufen, dann einen schalter weiter fuer 75.- pesos ein umweltschutzgebuehrticket kaufen, worauf man auf den 10 metern bis zum boot wieder an 3 leuten vorbeikommt, die die eben zusammengehefteten tickets wieder einzeln abreissen. arbeitsplatzsicherung!
    und klug bin ich gewesen, dass ich mich bei meiner ersten, eine stunde dauernden fahrt in so einem boot schoen auf eine der in der mitte festmontierten doppelplastikgartenbaenke setzte, denn auf halbem weg wurden an die am rand sitzenden bereits die speibsackerln ausgeteilt.....

    in manila und auf boracay gibts "hobit bars", an und fuer sich ganz normale bars und restaurants, die aber ausschliesslich von kleinwuechsigen betrieben werden. dabei haengt es von den gaesten ab, ob sie das unterstuetzen oder hinkommen um sich lustig zu machen. ich war nicht drin, haette mich wohl noch seltsamer gefuehlt als eh schon mit immer mindestens einen kopf groesser als alle anderen. hat aber ganz normal ausgesehen und ich hab mir im vorbeigehen nur vorgestellt wie soetwas in thailand aussehen wuerde. um 22 uhr gaeb's den "mr. and mrs. popular gnom contest" und um mitternacht ein lustiges zwerge-weitwerfen. so sind sie halt, die thais, unbeleckt von westlichen anstands- oder correctness regeln.

    so, das ist jetzt der 3. nachmittag den ich an diesem mail schreibe. bin inzwischen nach manila zurueckgeflogen und war heute auf dem chinesischen friedhof hier, einer gut 1x1km grossen totenstadt mit breiten, mit namen ausgeschilderten hauptstrassen, kleinen seitengassen und 100en bis 1000en mausoleen, die wie haeuser mit kleinen vorgaerten, fenstern, dachterrassen und klos gebaut sind. alles massiv, sauber, gepflegt, die meisten mit chinesischen drachen und christlichen kreuzen drauf, kaum ein mensch unterwegs, und man spaziert wie durch eine huebsche kleinstadt, waehrend rundherum der verkehr von manila tobt und sich die menschen durchs chaos kaempfen. was fuer eine oase und was fuer eine verschwendung, wenn man das leben der lebenden sieht. hin bin ich erstmals mit dem auf stelzen durch die stadt fuehrenden hochzug gefahren,- und nach dem einsteigen prompt vom security wieder aus dem wagon verwiesen worden. muss einem ja einer sagen, dass der erste wagen fuer frauen reserviert ist........ - na da hams wieda was zum lachn ghabt.....

    jetzt erzaehl ich euch noch von den beiden festival die ich erlebt habe, und dann reichts.
    gleich 3 tage nach meiner ankunft war das black nazarena festival in einem alten marktstadtteil von manila, bei dem eine wundertaetige, 200 jahre alte, lebensgrosse, schwarze statue des gekreuzigten einen tag lang von den glaeubigen und 1 million anhaengern durch die stadt getragen wird. ein grossartiges spektakel, den neben der hauptstatue werden noch 100e andere jesuse/jesi (gibts da ueberhaupt eine mehrzahl?) - na statuen halt, auf geschmueckten waegen durch die strassen gefahren, dazwischen blaskapellen, sambatanzgruppen, gruppen von schmuddelkinder und horden von auch ohne jeglichem alkohol gut gelaunten barfuessigen burschen, die sich unter lauten "he joe, foto"-rufen zu haufen zusammenschmissen. alles und alle staendig in alle richtungen in bewegung, ganz in rot und gelb gehalten, neben jedem christus ein paar kinder, denen von allen seiten pausenlos kleine handtuecher zugeworfen werden, mit denen sie ueber die statue und das kreuz wischen und sie zurueckwerfen, damit sich der besitzer den so erhaltenen segen auf die stirn reibt. und jeder der 1 million menschen versucht von so vielen statuen wie moeglich den segen zu bekommen. (und am naechsten tag hat wohl die ganze stadt ausschlaege im gesicht........) ein grosses, ausgelassenes fest mit toller atmosphaere.

    das andere war ati-atihan auf einer der inseln zentralphilippinens, und das groesste nicht-religioese festival des landes (am letzten tag waren dann 70 wie pfingstochsen geschmueckte waegen mit jesuskindstatuen und noch 100e einzelpersonen, die einfach so ihr hausjesuskind mit sich trugen im umzug unterwegs,- soviel zu "nicht religioes" auf den philippinen). urspruenglich ist es aber eine art urvoelker-stammesfestival, weswegen die eigentlich spektakulaeren gruppen die in bast, kokos und kriegsbemalung mit speeren, federn und muscheln geschmueckten sind, begleitet von kriegsgetrommel. dazu kommen noch wohl ueber 100 musikgruppen junger maenner, aus allen stadtteilen und doerfern der insel, jeweils bestehend aus 5-10 metallxylophonen die irre in den ohren klingen und 10-15 trommlern dahinter, die den klingenden ohren den rest geben, manchmal noch trompeten dazu. all das zieht 3 tage lang durch die fuer den verkehr gesperrten strassen des nur ein paar 100 mal paar 100m grossen zentrums der kleinstadt, immer in bewegung, ohne ordnung (ausser der viele stunden dauernden abschlussparade am letzten abend), kreuz und quer, mal 2 gruppen nebeneinander, dann gegeneinander, einfach immer im rhythmus der musik, (die haeufigsten zu erkennenden melodien waren uebrigens der vogerltanz und "wenn wir alle englein waeren", aber eben auf laut und fetzig), jede gruppe wie rattenfaenger von einer traube an tanzenden menschen umgeben, die je nach anziehungskraft der sich begnenden gruppen dazwischen hin- und her wechslen. und ich eben mittendrin, mittanzen, fotografieren, der gruppe folgen die grad die groessere anziehungskraft ausuebt, bis an der naechsten ecke wieder zu einer anderen gewechselt wird. ein unglaubliches spektakel, ein fuerchterlicher laerm (v.a. wenn rund um den grossen zentralen platz gleichzeit mehrere dutzend gruppen unterwegs sind), grossartige kostueme,- und obwohl wohl 10 000e besoffene junge maenner zu kriegsgetrommel tanzen nicht einen streit oder schlaegerei gesehen. soetwas hab ich jedenfalls noch nicht erlebt und schon das war die reise wert.
    sicher gibts auf youtube ein paar tolle bilder vom black nazarena in manila und ati-atihan in kalibo.


    bis bald
     
  2. rainer1

    rainer1 Diamond Member

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    TEIL 2
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    hi meine lieben,
    2 tage hab ich noch in manila und wie erwartet waren die zweiten 2 wochen hier weit weniger aufregend als die anfangszeit mit den festivals. dabei bin ich gestern abend durch zufall nocheinmal in eine stundenlange santo nino parade den huebsch gestalteten und bunt erleuchteten boulevard an der stinkenden manilabay entlang geraten. 80 waegen, vollgestopft mit in glitzernde gewaender gehuellte jesuskind-statuen, alles umgeben von blumen und leuchtenden kandelabern, dazwischen wieder musikgruppen, kostuemtanzgruppen und der ganze boulevard gesaeumt von 1000en kniehohen statuen des jesuskindes und ihren verehrern. hat schon etwas konspiratives so eine statuenversammlung,- oder muessen die einfach nur gelegentlich zum auslueften auf die strasse.
    heute beim fruehstueck wurde ich wieder mal durch die bildung hier ueberrascht, als mich ein typ von einer fuer seine abgelegenheit und urspruenglichkeit bekannten insel ueber hesse und freud befragte und mir erzaehlte, dass er eine ganze reihe an ausstellungsstuecken ans nat.hist. museum in wien vermittelt hat. vielleicht waren die spanier doch nicht so schlecht? hier gibt es auch die mit 400 jahren aelteste uni asiens und vor der tuere hier steht eine traube an menschen die jobaushaenge nebenan zu studieren.
    vor ein paar tagen waere ich fast im angesagtesten topclub von manila gelandet, wohl ein hypermoderner schicki-micki tanzschuppen mit kronleuchtern und mehr eintritt als ein hotelzimmer kostet (jene die sich jetzt denken " na bei deinen zimmern ist das keine kunst" moegen sich in die zunge beissen.......), stand auch schon auf der gaesteliste, da wir aber schon vorher in einem muehsam vollen lokal waren, wo es eine stunde dauerte bis wir endlich ein warmes bier bekamen, verging uns die lust bis zum flughafen raus zu fahren um uns dann erst voellig deplaziert zu fuehlen und wir suchten uns eine kleine disco um die ecke.

    wo war ich noch? fuer eine nacht auf der anhoehe ueber einem grossen see, der eigentlich ein vulkankratersee ist, aus dessen mitte ein kleinerer vulkan ragt, der wieder einen gruenen see in seiner mitte hat, also ein see in einem vulkan der im see eines vulkans steht- und wir hatte sogar glueck und gute sicht und ein traumhaftes abendrot aus den wolken. der rest war frieren, denn dort blies ein kalter wind. das und die lange fahrtzeit hat mich dann auch abgeschreckt in die noerdliche kordilliere zu fahren um mir die dort in hoehlen sitzenden mumien, die an die felsen genagelten saerge und die 2000 jahre alten reisterrassen anzusehen.
    war nur fuer 2 tage in der wohl europaeischsten stadt die ich je in asien gesehen habe. kuehl, sauber, geordnet, ueber einige huegel in den bergen verstreut (angelegt rund um einen grossen zentralen park von den amis vor 100 jahren), ohne motorraeder und statt verkehrschaos ein endloser menschenauflauf wie in der mariahilferstrasse am weihnachtssamstag. neben den 250 000 einwohnern bevoelkern naemlich nocheinmal soviele studenten die stadt, was zu endlosen stroemen junger menschen v.a. abends durch die einkaufs- und essstrassen fuehrt. dort hab ich auch in die kathedrale geschaut und die schaffen es tatsaechlich mitten unter der woche einen mittagsgottesdienst in vollbesetzter kirche zu halten. davon koennen sie bei uns selbst am sonntag nur traeumen. die vielen 'good bless you' und sonstige bibelsprueche an vielen waenden sind ja nicht wirklich meins, was ich aber recht interessant und sicher einem guten miteinander foerderlich erachte sind die haeufig auf der strasse zu lesenden moralapelle, die zu gutem umgang, ruecksicht und ehrlichkeit mahnen. denn scheinbar wirkt's und mir wuerden einige orte einfallen, wo solche erinnerungen nicht schaden koennten. auch uns tut doch so manche kalenderweisheit zwischendurch gut, und der letzten sommer in wien so oft als anzeige gelesene spruch "achte darauf welche stimmung du ausstrahlst, stimmungen sind ansteckend" hat mich jedesmal daran erinnert freundlich dreinzuschaun.
    auch die bettler hielten sich dort auf europaeischem niveau auf alte und behinderte beschraenkt. in manila ist man wieder von den herzzereissenden blicken der strassenkinder verfolgt, die sich natuerlich strategisch guenstig vor den geschaeften oder abends um die bars postieren. geh dann mal ignorierend vorbei nachdem du einen guten abend beim bier verbracht hast....... ist dann meist nicht die frage ob sondern wieviele sich am naechsten stand etwas aussuchen duerfen. (uebrigens ist tondo nicht der groesste slum asiens sondern jener von bombay/mumbai und auch keineswegs so schrecklich und gefaehrlich, hat mir ein deutscher fotograf erzaehlt, der dort etliche tage zum fotografieren unterwegs war)
    in einer netten kleinstadt am meer war ich auch noch fuer 2 tage, mit 5km langem, sauberen, schwarzen, glitzernden sandstrand und tollen wellen,- unverbaut und ohne menschen. einen nachmittag alleine einen strand abzulaufen ohne pausenlos von verkaeufern angesprochen zu werden hatte ich auch schon lange nicht mehr. allerdings hat der eine nachmittag auch schon wieder gereicht. bin kein einsamer-strand-typ, habe lieber menschen um mich, und so ist es auch nicht verwunderlich, dass ich von den 27 naechten nun doch die haelfte in manila verbracht habe. im sommer bei 35 grad, windstille und vielleicht auch noch puenktlich wo sein muesend moechte ich allerdings nicht hier sein. heute vormittag wollte ich einen ausflug zu einem ecopark am stadtrand machen, nachdem ich aber 40 minuten in einem jeepney im verkehrgestank sass um erst eine strecke zurueckgelegt zu haben, die ich dann in 20 minuten zu fuss zurueckging, hab' ich den park gestrichen. soo macht stadt auch mir keinen spass.
    hier gab's inzwischen auch eine bombenexplosion mit 4 toten in einem stadtbus im businessviertel und jetzt etwas mehr polizeipraesenz. habt ihr eigentlich auch noch diese jugenderinnerung an die diktatoren-imelda mit ihren schuhen? ihr sturz ist jetzt 25 jahre her und sie sitzt fest als senatorin im parlament,- und ihre tochter und schwiegersohn sind provinzgovernors. naja, mit den schauspielern zwischendurch waren die philippinos auch nicht so gluecklich und erst gestern hat mir ein politisch sehr gebildeter erklaert, dass die marcos-diktatur ja gar nicht so schlecht war........... kennen wir doch,- ordentlicher strassenbau und kaum kriminalitaet weil drakonische strafen......
    die 20km lange aussenringstrasse um manila heisst uebrigens nicht mehr banal highway 5 oder tangente, oder so sondern 'epiphanio des los santos avenue', klingt doch eher wie der titel eines gedichts (auch wenn's nur ein politikername ist und die abkuerzung 'edsa' schon wieder eher an einen hautausschlag erinnert). und weil der nationalheld der unabhaengigkeitsbewegung von vor 100 jahren, rizal, der sich uebrigens in oesterreich syphillis holte und bevor er elend daran starb es vorzog sich von den spaniern als maertyrer erschiessen zu lassen, also weil der eng mit einem deutschen philosophen befreundet war, gibt's hier einen stadtteil der blumentritt heisst.
    im zoo war ich auch,- der ist noch schrecklicher als ich erwartet hatte und eigentlich ein kleiner versiffter kindervergnuegungspark mit zum glueck nur wenigen tieren in loechern oder mittelalterlichen zwingern. 1 elefant, 1 flusspferd, 1 zebra (das allerdings nach einem seitensprung mit dem pferdehengst von nebenan ein lustiges fohlen, braun mit einigen zebrastreifen, hat). im aussenring des zoos sind die boesen,- krokos, schlangen, ein paar tiger, im zentrum quasi ihr futter, schweine, ziegen, pferde, gefluegel. in solchen anlagen beneide ich immer die einzig 'gluecklichen' tiere dort, die spatzen und fetten ratten zwischen den gefangenen.
    auch die haushunde werden hier noch an stricken und ketten oder kleinen zwingern gehalten und ueberall sind kampfhaehne angebunden. wie gut geht's da den thai-strassenhunden, die den ganzen tag dick und entspannt mitten auf den auch frequentiertesten gehwegen schlafen, von den moenchen die essensueberschuesse der morgengaben erhalten, und wenn's im dezember unter 25 grad hat alte t-shirts angezogen bekommen.

    so, ich glaube das waren so die wichtigsten eindruecke und erlebnisse hier(zumindest die jugendfreien die ich allgemein und oeffentlich verbreiten kann). in summe kann ich eine reise auf die philippinen nur empfehlen, nicht so lange, aber so 2 wochen, moeglichst zum ati-atihan festival, auf jeden fall. und die sache mit dem essen kriegt man auch irgendwie hin,- habe dann doch noch restaurants entdeckt, wo man vernuenftig mit karte essen kann. bin halt ich, der immer das einfach und einheimische mitmachen will, aber selbst da finde ich nun schon fast immer ganz akzeptable gerichte. trotzdem freu ich mich schon sehr auf die thaikueche.
    euch wuensche ich eine gute zeit und schick euch immer wieder ein paar sonnenstrahlen, wenn wir in thailand wieder mal nicht wissen wohin mit der ganzen sonne und hitze.........

    bis bald
     
  3. vbeck1

    vbeck1 Gold Member

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    Danke für diesen interesanten Reisebericht.

    Grüsse aus Teneriffa- Volker
     

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