Zwischenfall bei ANA

Dieses Thema im Forum "Alle Alles" wurde erstellt von Guest, 13. März 2007.

  1. Guest

    Guest Guest

    Hab gerade auf CNN Bilder von einem ANA-Jet gesehen, der bei der Landung vorne überhaupt kein Fahrwerk, also keine Reifen, mehr hatte..

    Sah krass aus, ist aber letztlich sicher gelandet. War eine kleine Propellor-Maschine, muss vor wenigen Minuten passiert sein.

    Weiss jemand genaueres?? Wieder mal knapp an einem Umglück vorbei...

    Der Wellensittich
     
  2. DUS

    DUS Gold Member

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    Habe nur das eben gelesen dazu:

    Tokio (RPO). Dramatische Minuten für 60 Passagiere einer japanischen Verkehrsmaschine: Ihr Flugzeug musste am Dienstag nach Problemen mit dem Fahrwerk notlanden. Die vorderen Räder fuhren nicht aus. Der Pilot brachte die Maschine vom Typ Bombardier DHC-8 sicher zum Stehen. Verletzt wurde niemand.

    Die Rettungskräfte eilten herbei und sprühten Schaum auf die Maschine, die der japanischen Fluglinie All Nippon Airways (ANA) gehört. Die Behörden wollten Ermittlungen einleiten, um den Grund für das Versagen des vorderen Fahrwerks herauszufinden. Vor der Landung war die Maschine fast zwei Stunden über dem Flughafen gekreist.

    Beim Aufsetzen sprühten Funken vom Rumpf auf, doch konnte ein Brand verhindert werden. Der Pilot hielt die Maschine auf der Landebahn. Es ist nicht das erste Mal, dass ANA Probleme mit den in Kanada hergestellten Maschinen hatte.
     
  3. Jürgen

    Jürgen Bronze Member

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    Naja, kanpp am Unglück vorbei ist mächtig übertrieben.

    Ich kann euch nur sagen daß, wenn euch mal ein "Landeunfall" passieren sollte, wovon ich nicht ausgehe, dann ist ein solcher, wie bei der ANA, die harmloseste Form.

    Was ist passiert?
    Das Bugfahrwerk ließ sich nicht ausfahren. Ok, erstmal dumm gelaufen, aber für die Piloten kein Problem.
    Es gibt ein sog. QRH (Quick Reference Handbook), nachdem die Piloten dann den Vorfall abarbeiten.
    D.h. in diesem Fall: Fahrwerk manuell ausfahren.
    Sollte das auch nicht klappen, wird man in die "Gear unsafe uplock" im QRH (oder wie auch immer die Liste auf der Dash 8 heißt) gehen. Da steit dann auch drin, was der Hersteller vorsieht, was man weiter machen sollte.
    Es steht z.B. drin, daß man vor der Landung die Kabine vorbereiten soll, sprich die PAxe auf eine "Notlandung", oder daß man nach dem aufsetzen des Hauptfahrwerks die Nase, auch mit der Trimmung, so lange wie möglich oben halten solle usw...

    Da wir sowas im Sim trainieren (ja, ich bin vom "Fach"), ist das eine der weniger schlimmen Vorfälle, die man haben kann.

    Das es dabei zu einem Landeunfall á la Garuda kommt ist fast auszuschließen. Es wird etwas unangenehm sein, laut kratzen, aber es ist möglich, die Maschine genau auf der Centerline (Mittellinie) der Bahn zu halten.

    Also keine sorgen bei soeinem Vorfall :)

    Gruß
    Jürgen
     
  4. Guest

    Guest Guest

    @ Jürgen:

    hab erst mal ganz vielen Dank für deine Antwort..

    Ich würde aber noch gerne wissen, warum ein solcher Vorfall doch verhältnismässig ungefährlich ist und warum es gelingen kann, die Maschine auf der Center-Line zu halten. Insbesondere stelle ich mir vor, dass bei recht starkem (Seiten-)wind es doch erheblich schwieriger sein dürfte.. Besteht nicht die Gefahr, dass die Maschine recht schnell Feuer fängt??

    Und welche Szenarien sind aus deiner Sicht weitaus kritischer?

    Der Wellensittich
     
  5. Guest

    Guest Guest

  6. Guest

    Guest Guest

    Die Videos kenne ich recht gut von CNN gestern, trotzdem Danke!

    Gut, es sieht da alles recht ruhig und sicher aus, aber trotzdem wundert´s mich... es muss doch durch die gewaltige Reibung der Nase beim Aufkommen auf der Landebahn zu enormen Temperaturen in dem Bereich kommen, die einen raschen Flächenbrand als sehr möglich erscheinen lassen..

    Deshalb wundert´s mich..

    Der Wellensittich
     
  7. Jürgen

    Jürgen Bronze Member

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    Hi Wellensittich,

    zu deinem ersten Post, welche Situationen kritsicher wären:

    Sehr viel kritischer wäre es, wenn nur ein TEIL des Hauptfahrwerks nicht ausgefahren wäre, wo es hingegen wieder unkritischer wäre, wenn beide Teile des HFW drin bleiben würde.
    Man muß dann die Fläche, bei der das HFW fehlt, längstmöglich in der Luft halten und das Flugzeug dann auf dem Triebwerk landen- das beim Aufsetzen dann abgestellt wird.
    Problem ist die unterschiedliche Reibung des Fahrwerks und ders TW beim Aufsetzen, so daß man dort nur mit Mühe den Flieger auf der Bahn halten kann und eine Rotation verhintert.

    Es kommt etwas auf die Symmetrie an.
    Wenn das HFW komplett drin wäre, fliegt man das Flugzeug bei der Landung so, als wäre es draussen, denn man hat eine symmetrische Reibung beim Aufsetzen.
    Sicher ist das eine Situation die nicht ungefählich ist. Es wird laut krachen bei der Landung, mächtige Erschütterungen geben, es wird bis zum Stillstand ehlend laut sein usw...

    Es gab mal so einen Fall in München vond er LH Cityline mit dem CRJ, gleicher Fall wie bei ANA jetzt.
    Ich konnte den Flieger etwa 3-4 Wochen später sehen, habe mir die Schäden an de Rumpfunterseite genau angesehen und war absolut verblüfft! Bis auf ein paar Kratzer war NICHTS!

    Wenn ich das jetzt auf die ANA übertrage, dann sieht man, daß es nicht zu einer Rotation und einem Brand des Fliegers kommt. Das hat mehrere Gründe:

    1.
    Im hohen Geschwindikgkeitsbereich wird das Flugzeug nicht über das Bugrad, sondern hauptsächlich über das Seitenleitwerkt aerodynamisch gesteuert. So hat man beim Aufsetzen erstmal noch die volle Kontrolle über den Flieger.

    2.
    kann man die Hauptfahrwerke einzeln bremsen, d.h linker Fuß linkes Fahrwerk, rechter Fuß rechtes Fahrwerk. Die Pedale sind kombiniert: Drückt man mit den Zehenspitzen bremst das Flugzeug, drückt man mit den Fersen, lenkt man das Seitenruder aus. So kann man die sog. "directional control" auch in diesem Fall besser halten.

    3.
    Man hat keine äußeren Störungen, die ein Schlingern oder gar Ausscheren des Flugzeugs verursachen können, daß das Bugfahrwerk ja genau in der Mitte sitzt.
    Das Blech sitzt einfach nur an einer Stelle auf dem Boden auf und das ist halt genau die Mitte des Rumpfes.

    4.
    Der Seitenwind:
    In so einem Fall hast du alle Optionen am Flugplatz die du dir wünscht! Du bis #1, du hast das Sagen! Wenn du eine andere Bahn willst, dann bekommst du sie, wenn du die Feuerwehr willst- was in diesem Fall sowieso gemacht wird, auch generell wenn man "Mayday" ruft, bekommst du sie! Du muß keine Rüchsicht auf anderen verkehr nehmen, der wird schön in die Warteschleife gesteckt, bis die Situation klar ist, der Airport wird gesperrt, nur du kannst noch landen.
    Also, du hast alle Freiheiten. Wenn nun der Flughafen dummerweise sehr viel Seitenwind hat und sonst keine Möglichkeiten, sprich andere Bahn, bei der der Wind nicht so von der Seite bläst, dann könnte man sich noch einen Platz in der Gegend aussuchen, der optimalere Bedingungen bietet. Das macht man nach eine Modell das heißt: FORDEC, das steht für:
    F-> Facts
    O-> Options
    R-> Risks/Benefit
    D-> Decision
    E-> Execution
    C-> Check

    Nach diesem Modell wird nach Abarbeitung des Fehlers vorgegangen (ich kann aber nur für den LH Konzern sprechen).
    Damit wird alles mögliche berücksichtigt um eine optimale Lösung zu finden.

    5.
    Wie gesagt, das Flugzeug ist recht stabil, wie man an den Bildern sehen kann. Es werden auch Funken fliegen, aber die Hitze wird niemals so groß, daß das Metal anfängt zu brennen. Das gibt halt unschöne Kratzer.
    Nimm dir einfach mal ne Flex zum vergleich:
    Welche Drehzahlen und welch eine Art von Trennblatt brauchst du um Metall schneiden zu können? Selbst bei diesen Drehzahlen brennt das Metall nicht.

    Das bekommst du also mit einem Flugzeug und einer "ANA-Landung" niemals hin.
    V.a. wenn du bedenkst, das ein Turboprop im Anflug deutlich langsamer ist, als ein CRJ.
    Der CRJ setzt mit etwa 230-240 km/h auf, die Nase kannst du bis etwa 140-150 km/h in der Luft halten.

    Die Dash8 setzt sicher erst mit etwa 180-190 km/h auf, die Nase kann man dort auch wohl bis etwa 140 km/h in der Luft halten.

    Man kann das sogar noch begünstigen, indem man viele Paxe nach hinten setzt, wenn die Maschine nicht so voll ist.

    Alles in allem war das eine schöne Leistung der ANA Kollegen! Ich würde sagen, für diesen Vorfall eine Bilderbuchlandung.

    Hoffe etwas geholfen zu haben mit den Erläuterungen.
     
  8. Guest

    Guest Guest

    @ Jürgen: Danke für deine Erläuterungen.

    Wobei sich mir noch folgende Frage aufdrängt: Hauptfahrwerk sind die hinteren Reifen, richtig??
    Aber wenn nur ein Teil des Hauptfahrwerks ausfahrbar ist und dies deutlich schlecher ist, als wenn das Hauptfahtwerk gar nicht ausgefahren ist, dann kann der Pilot es doch besser ganz eingefahren lassen, dann wird alles einfacher, oder??

    Ansonsten kann ich das schon ganz gut nachvollziehen.. Es gab ja vor einiger Zeit einen ähnlichen Zwischenfall in den USA, die Linie heisst Jet Blue oder so ähnlich, konnte man auf CCN live verfolgen, da hatte sich das vordere Fahrwerk beim Landeanflug um 90 Grad verdreht und der Pilot hat eine ähnlich sichere Landung hingelegt, bei der ebenfalls nur einige Funken beim Aufkommen des vorderen Fahrwerks zu sehen waren..

    Der Wellensittich
     

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