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Warum gibt man Geld für einen Lufthansa Business Class Flug innerhalb Europas aus? Das werde ich oft von meinen Freunden gefragt. Viele können dies nicht verstehen. Wenn man aber häufig oder sehr häufig fliegt, ist der Stress eines Eco-Reisenden, mit großer Wahrscheinlichkeit auch mit einem/r Nebenmann/Frau zu fliegen, einfach unbequem. Deshalb schätze ich die Breite des Sitzes, denn immerhin bleibt ja der Mittelplatz grundsätzlich frei und es ist doch eine ruhigere Umgebung, auch wenn die Kabine nur durch einen Vorhang getrennt ist. Der aufgewertete Service ist natürlich auch nicht zu verachten, von dem vorausgehenden Lounge-Besuch mal ganz abgesehen und dem Priority Boarding. Aus diesem Grund habe ich mich wieder mal dafür entschieden auf einer längeren Strecke innerhalb Europas ein Upgrade zu buchen.
Lufthansa Business Class – Vor dem Start
Das Boarding meines Fluges ist heute an B28, an dem typischen Rondell im B Bereich des Frankfurter Flughafens. Fast pünktlich wird mein Flug LH1428 nach Sofia aufgerufen. Vielmehr wird „Business Class“ gerufen. Das gilt wohl mir?! Ich dränge mich durch die Schlange von Bulgaren und gehe als erster an Bord. Ähm, nein, ich will an Bord gehen. Doch am Ende der Gangway angekommen sehe ich erst mal das :
Nach zwei Minuten wird die Tür doch noch geöffnet (nein, ich habe nicht geklopft). An Bord werde ich dann freundlich durch die Purserette und einen Flugbegleiter begrüßt.
Mein Platz 1A ist mein Lieblingsplatz auf den Kurzstreckenfliegern der LH. Heute ist es eine A320. Ich mag diesen Platz besonders gerne, da er einen ausziehbaren großen Tisch besitzt, während 1C nur einen normalen ausklappbaren Tisch aus der Seitenlehne des Sitzes hat. Ansonsten gibt es die so in Europa leider übliche kastrierte Economy-Class mit geblocktem Mittelsitz. Zusätzlich sind diese dünnen Sitze wirklich nicht bequem.
Ich habe trotzdem Glück: die Lufthansa Business Class ist nur mit 6 Passagieren halb voll und der Mann auf 1C setzt sich dann auf die freie Reihe 2. Ich hoffe, ich habe ihn nicht vergrault…?! Jedenfalls genieße ich die freie Reihe, nur für mich !
Als Entertainment gibt es auf diesem Flug nichts, nada, niet. Die Zeitungen und Zeitschriften hat die Airline seit diesem Jahr in der Lufthansa Business Class und Economy vollkommen abgeschafft. Vordergründig wohl aus Umwelt- und Kostengründen, gemunkelt wird aber, dass man die Flugbegleiter entlasten wollte. Kunststück, Herr Spohr! Wenn man immer nur mit der Minimalbesatzung fliegt, können die Flugbegleiter auch keine Wunder vollbringen und einen Service bieten, der 5 Sterne sein soll. Jedenfalls lässt man jetzt den Kunden arbeiten, wenn er nichts vorher herunter lädt, hat er eben Pech gehabt! Nicht gerade schön.
Da es auch keine Bildschirme gibt, erfolgt das Sicherheitsballett „per Pedes“. Für den Flugbegleiter in der Business ist das stressig, weil er zwischen Business und Economy hin und herspringen muss.
Lufthansa Business Class – nach dem Start
Es geht los! Mit ca. 20 Minuten Verspätung heben wir, nach einer kurzen Ansage aus dem Cockpit, ab in Richtung Balkan.
Eigentlich sollte jetzt der schönste Teil des Fluges erfolgen: leckeres Essen und Trinken.
Die Betonung liegt sehr stark auf „sollte“, denn was die Airline hier in der Lufthansa Business Class serviert, ist eine kulinarische Bauchlandung in Qualität und Quantität!
Zuerst erwarte ich ein Getränk mit Nüsschen, wie ich es schon nach Istanbul erlebt habe. Ok, der Flug ist eine knappe halbe Stunde kürzer, aber deshalb sollte es doch trotzdem einen Getränkeservice geben ? Fehlanzeige! Stattdessen gibt es das Tablett rübergereicht mit allem! Genau, alles druff! Das wäre nicht so das Problem, aber die kleinen Schälchen entsprechen so gar nicht meiner Vorstellung eines Business Class Essens. Ich habe ja immer noch die Hoffnung, dass dann danach ein Hauptgericht folgt. Weit gefehlt! Das war’s!
Es gab im einzelnen :
- Thunfisch auf Apfelkrautsalat: Wer hat dem Küchenchef denn erzählt, dass dies eine schmackhafte Kombination ist? Noch dazu, wenn der Thunfisch so extrem nach Zitrone schmeckt und auch furztrocken ist?
- Tomaten in einer Balsamicosauce mit Pinienkernen und gehobeltem Parmesan: könnte man so durchgehen lassen, wenn die zerdrückten Tomaten nicht in der Balsamicosauce so ertrinken würden, dass sogar die Pinienkerne schlonzig wurden.
- Hähnchen mit Glibberhaut und gemüseartigem Salat: Hähnchen trocken und glibberig. Welch‘ Kombination! Der Gemüsesalat war soweit geschmacklich ok.
- Obstsalat: den hat wohl der Lehrling oder Praktikant zusammen gestellt, anders kann ich mir nicht vorstellen, dass die Orangenfilets so schlecht geschnitten wurden.
- Lindt Pralinen: Wunderbar! Das Highlight schlechthin ! Immerhin gab es zwei davon und die Lufthansa konnte nichts falsch machen.
Zum „üppigen“ Essen bestelle ich mir ein Glas Sprudel und eine Cola, danach einen Kaffee aus der traditionellen blauen Kanne (anderen Kaffee gibt es nicht ) und damit ist auch das Catering beendet. Wir haben es gerade 17.52 Uhr, ungefähr 30 Minuten nach dem Start. Irgendwie bin ich noch nicht satt und zufrieden erst recht nicht.
Lufthansa Business Class – Service
Ich kann vieles verzeihen, aber so einen geschmacklichen Tiefgang bei einem 2 Stundenflug ist mir wirklich schon lange nicht mehr passiert. Ebenso ist nicht verständlich, warum es überhaupt kein warmes Essen gibt, keine Speisekarte (sonst gab es die immer, wenn auch in Mini – vielleicht hätte ich mir die runterladen sollen wie die Magazine?), keine heißen Tücher, gar keinen Service vor dem Start? Das schaffen andere Airlines wesentlich besser. Es gibt Airlines, bei denen erhält man auf einem 50-minütigem Flug das volle Programm einer Business-Class, inklusive Welcome Drink !
Hinzu kommt, dass die Economy Passagiere munter das Gepäck in der Business verstauen, und auch rege auf die vordere Toilette nutzen. Nicht missverstehen, keiner hat was dagegen, wenn diese Toilette auch mal genutzt wird aus der Eco, trotzdem ist es nicht in Ordnung, wenn hier reger Durchgangsverkehr herrscht. Darauf zu achten ist die Aufgabe der Flugbegleiter.
Apropos: Die Flugbegleiter sind ansonsten grundsätzlich freundlich. Eine namentliche Ansprache vermisse ich jedoch bei 6 Passagieren in der C schon. Ebenso wird sich überhaupt nicht gekümmert. Um 18.20 wird die Kabine verdunkelt. Soll ich jetzt schlafen ? Das möchte ich auf einem 2-stündigen Flug doch bitte selbst entscheiden. Danach sieht man vorne noch den blauen Vorhang wehen aber niemand ist zu sehen. Bis kurz vor der Landung. Ach ja, da muss man ja den Vorhang aufmachen. Das passiert dann um 19.00 Uhr.
Lufthansa Business Class – Die Ankunft
Das war’s dann auch. In Sofia – immerhin pünktlich – angekommen gibt es den üblichen Stierkampf „Wer ist als erstes draußen?“. Hier kann vielleicht die LH von ihrem neuen Partner Etihad lernen. Oh nein, Entschuldigung, das war Qatar Airways, auch Etihad schafft das oft nicht. Aber ich sag es trotzdem, wie es da gemacht wird: Ein FB begibt sich sofort zum Vorhang nachdem die Anschnallzeichen erlöschen sind und schließt diesen. Damit ist gewährleistet, dass ordentlich von Bord gegangen werden kann. Wäre vielleicht mal ein Tipp. Und der kostet auch nichts.
theyhbu sagt
Gut geschrieben!
Auch ich heute: https://youhavebeenupgraded.boardingarea.com/2017/02/review-lufthansa-business-budapest-munchen/
😉
Tokyo0105 sagt
Es ist schon erschreckend, wie sich diese ehemalige Premium Airline im Laufe der letzten Jahre entwickelt hat. Seit dem VV Mayrhuber geht es nur noch bergab. Service und Sitze nur Mittelmaß, es sei denn, man kann sich ein First Class Ticket leisten… Der einzige Grund warum ich noch LH fliegen würde, ist der Sicherheitsaspekt.
Gruß aus Japan!
LH462 sagt
Als ehemaliger (und ehemals stolzer) Flugbegleiter dieser Airline kann ich meinen Vorrednern nur zustimmen:
Es macht mich traurig, wütend und teilweise auch beschämend, was sich LH innereuropäisch in der C leistet…oder besser gesagt nicht leistet.
Tageszeitungen gibt es in der Regel am gate, aber Zeitschriften verteilen in der C sollte schon ein Unterscheidungsmerkmal zur Holzklasse sein – abgeschafft übrigens aus Gewichts- und somit Spritspargründen. Aber wer hat schon Zeit sich vor Abflug was „runterzuladen“, abgesehen davon, das es ja immer noch genug Leute geben soll, die was Analoges in der Hand halten wollen.
Zum Thema Catering staune ich nur noch Bauklötze: kein warmes Essen in der C auf einem 2h-Flug ?? Gehts noch Herr Spohr?
Ich kann mich an Zeitern erinnern, da gab es auf FRA-BRU (Flugzeit: 35 Minuten) bei all C Bestuhlung (128 Passagiere)
weisse Tischdeckchen samt warmem Essen und vom Kabinenpersonal eingeschenktem Rotwein…mit auch nur 5 Flugbegleitern…und auf einem 2h-Flug FRA-SOF natürlich eine warme 2er Auswahl…..
Um wieder aufzuwachen, bedarf es wohl verstärkt der Konkurenz von Billigfluggesellschaften innerhalb Europas…
Steffen sagt
Leider sind die Entwicklungen alles andere als schön. Ich selbst saß gestern auf FCO-FRA in C. Catering war wie folgt: Ein Stück Käse in Öl getränkt, ein Stück undefinierbarer kalter Fisch in irgendeiner Soße (Purserette wusste leider nicht was es war), ein Stück undefinierbare Wurst, ebenfalls in Öl getränkt. Lässt sich ziemlich gut unter dem Wort „widerlich“ zusammenfassen.