BMI: Sir Michaels letztes Gefecht

Dieses Thema im Forum "Lufthansa" wurde erstellt von fuelflow, 22. Mai 2009.

  1. fuelflow

    fuelflow Bronze Member

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    Mit Schläue und Zähigkeit hat Sir Michael Bishop seine Airline BMI aufgebaut. Nun ringt er darum, dass die Lufthansa sie auch zum vereinbarten Preis kauft.

    LONDON. Wenn Sir Michael Bishop mit hübschen Stewardessen oder spärlich bekleideten Tänzerinnen für das obligatorische Spaßfoto zur Eröffnung einer neuen Flugverbindung posiert, dann merkt man schnell, dass ihm das nicht im Blut liegt. Er ist kein Entertainer wie Virgin-Atlantic-Gründer Richard Branson, sein Konkurrent, der keine Gelegenheit auslässt, in ein albernes Kostüm zu steigen. Und er ist auch kein Krawallmacher wie Ryanair-Boss Michael O'Leary, der schon einmal im Panzer vorfährt, um einer Kampagne gegen hohe Flughafengebühren Nachdruck zu verleihen.

    Bishop, den älteren Herrn mit dem fast vollständig kahlen Kopf und der rundlichen Brille, kann man leicht unterschätzen - doch dass das ein schwerer Fehler ist, haben in den vergangenen 50 Jahren schon viele auf die harte Tour gelernt. Nun droht das auch der mächtigen Lufthansa.

    Sie stieg 1999 in Bishops Fluggesellschaft BMI ein, hält bisher 30 Prozent minus einer Aktie und hat mit ihm ein kompliziertes Arrangement aus Optionen vereinbart. Dazu gehört die Verpflichtung, Bishops Mehrheit von 50 Prozent plus einer Aktie zu einem festgelegten Preis zu übernehmen, wenn dieser das wünscht.

    Und er wünscht es. Das teilte er im Oktober mit. Mit 67 Jahren will Sir Michael seine Firma zu Geld machen und sein Vermögen genießen. Die EU-Kommission hat schon zugestimmt.

    Doch was noch vor gar nicht langer Zeit nach einem prima Deal für die Lufthansa aussah, ist nun nicht mehr sehr attraktiv. BMI passt nicht mehr recht in die Strategie der Deutschen und ist obendrein ins Trudeln geraten. Bishops Unternehmen hat 2008 knapp 100 Millionen Pfund (113 Millionen Euro) Verlust gemacht, und für das laufende Jahr muss der Firmengründer noch schlechtere Zahlen befürchten. Vor diesem Hintergrund erscheint der vereinbarte Kaufpreis von angeblich 400 Millionen Euro inzwischen arg hoch.

    Doch Sir Michael denkt gar nicht daran, Lufthansa-Chef Wolfgang Mayrhuber aus der Patsche zu helfen. Bishop lehnt rundheraus ab, vor dem Verkauf zusätzliches Kapital einzuschießen, um die Firma in der Luft zu halten. 100 Millionen Pfund haben die Deutschen nach Informationen aus Branchenkreisen verlangt. Sie streuen, dass BMI in Gefahr sei, wegen mangelnder Kapitalausstattung Fluglizenzen zu verlieren. Die Bedingungen für die Übernahme seien damit nicht gegeben, warnen sie.

    Es könne gar keine Rede davon sein, dass BMI frisches Kapital brauche, sagt ein Sprecher Bishops. Die Lufthansa wolle offenbar den vor langer Zeit vereinbarten Preis drücken, doch dazu habe sie rechtlich keine Chance. Allein die Start- und Landerechte am Drehkreuz London-Heathrow seien in der Bilanz mit rund 800 Millionen Euro bewertet.

    Auf den letzten Metern will sich Bishop nicht mehr die Butter vom Brot nehmen lassen. Er hat oft genug bewiesen, dass er Ziele zäh zu verfolgen versteht. So in den 80er-Jahren, als er die Liberalisierung des britischen Luftverkehrsmarktes durchsetzte und sich als Hauptwidersacher von Platzhirsch British Airways etablierte. Oder in den Neunzigern, als er hartnäckig für die Öffnung des Himmels über Europa warb.

    Darum will er die Lufthansa nun per Klage vor Gericht in London zwingen, den vereinbarten Preis endlich zu zahlen. Die deutsche Fluggesellschaft bestätigte am Freitag den Eingang von Bishops Klage, wollte aber wegen des laufenden Verfahrens keine Einzelheiten nennen.

    Bishop ist es gewohnt, zu bekommen, was er will. Mit 18 Jahren lehnt er es ab, in die Firma seines Vaters einzutreten. Sein Traum ist nun einmal die Luftfahrt, seit ihn seine Eltern mit sechs Jahren auf einen Rundflug um Manchester mitnahmen. Er beginnt ganz unten, bei einer Gepäcktransportfirma am Flughafen Manchester.

    Doch nicht Pilot will er werden, er will eine Airline besitzen. Schon mit 36 hat er es geschafft. Mit einem Kredit über 2,5 Millionen Pfund, den ein Zahnarzt aus Kalifornien gewährt, kauft er 1978 die Fluggesellschaft British Midland Airways, die aus einer Pilotenschule hervorgegangen ist. Im Jahr darauf befördert sie erstmals mehr als eine Million Passagiere.

    Bishops gute Beziehungen in die Thatcher-Regierung helfen ihm, das Monopol von British Airways aufzubrechen. Dessen Chairman Lord King tituliert ihn zähneknirschend als "diesen schlauen, kleinen Kerl". 1989 verkauft Bishop ein Viertel der Gesellschaft für 25 Millionen Pfund an die skandinavische SAS. Er führt die Business-Class und die Bezahlung über das Internet ein. Und als die Lufthansa 1999 einsteigt, fliegen schon 6,5 Millionen Menschen pro Jahr mit BMI.

    Ganz so glatt geht es im neuen Jahrtausend nicht weiter. Die Passagierzahl steigt zwar über zehn Millionen, klebt da aber seit fünf Jahren fest. Bishop überdehnt das Unternehmen, indem er ebenso ins Langstreckengeschäft einsteigt wie in den expandierenden Billigflugmarkt. Gönnerhaft sagt er 2002 den Emporkömmlingen Ryanair und Easyjet eine Krise voraus, dafür lästern die über seinen pompösen Firmensitz, das Schloss Donington. Es kommt anders: Bishops Billig-Ableger BMI Baby hat mit 20 Jets nur periphere Bedeutung, während Ryanair und Easyjet unaufhörlich expandieren.

    Trotzdem genießt der Musikliebhaber Bishop den Respekt des sonst so respektlosen O'Leary. "Er ist so schlau wie ein Fuchs und so schlüpfrig wie ein Aal, und das meine ich als Kompliment", sagt der Ryanair-Chef. "Michael ist am gefährlichsten, wenn die Leute ihm keine Chance geben, ein Ziel zu erreichen." Die Lufthansa ist also gewarnt.

    Quelle: HANDELSBLATT
     
  2. FlyingFreak

    FlyingFreak Gold Member

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    Danke für den überaus interessanten Artikel. :p
     
  3. Christian K

    Christian K Silver Member

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    Da muss ich mich anschliessen!
     

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