Lufthansa beklagt Verspätungen
Lufthansa klagt über zunehmende Verspätungen am Frankfurter Flughafen. Wegen knapper Kapazitäten sei die Fluglinie von der Spitze ins Mittelfeld abgerutscht. Dennoch bekennt sich das Management zum Rhein-Main-Airport als wichtigstem Drehkreuz des Konzerns.
Frankfurt a.M. - Treueschwüre, werden sie zu laut und zu oft gesprochen, wecken Misstrauen. Lufthansa jedenfalls schwört derzeit Frankfurt die Treue. "Lufthansa bekennt sich klar zur Rhein-Main-Region", sagt Karl-Rudolf Rupprecht. Und der Chef des Frankfurter Lufthansa-Drehkreuzes legt nach: "Der Standort Frankfurt ist die Heimat- und Wartungsbasis der Lufthansa."
Der Ausbau stockt weiter
Doch in der Heimat läuft derzeit nicht alles rund: Der geplante Bau der vierten Landebahn am wichtigsten Lufthansa-Drehkreuz stockt seit Jahren. Selbst Wilhelm Bender, Chef des Frankfurter Flughafenbetreibers Fraport, will sich nicht mehr festlegen, wann die Bahn in Betrieb gehen könnte. Zuletzt stand das Jahr 2010 im Raum.
Die Kapazitätsgrenze in Frankfurt sei "schon überschritten", klagt Rupprecht. Maschinen müssten Warteschlangen fliegen, Gatepositionen zum Ein- und Ausstieg fehlten, in den Terminals mangele es an Kontrollstellen, die Geduld der Fluggäste werde strapaziert. Frankfurter sei mittlerweile so anfällig für äußere Einflüsse geworden, dass schon kleine Beeinträchtigungen durch Wind und Gewitter "das fragile Gleichgewicht" störten und die Pünktlichkeitswerte "in den Keller rauschen lassen".
Wegen der Engpässe sei die Pünktlichkeitsrate von Lufthansa seit 2004 von 86 Prozent auf 70 Prozent in diesem Frühjahr gesunken, sagt Rupprecht. Frankfurt fiel in der internen Pünktlichkeitsstatistik der Lufthansa von Platz eins auf Platz fünf der Flughäfen ab. Da sich der Ausbau verzögert, versuchten Lufthansa und Fraport die Abfertigung effektiver zu organisieren. So würden Flüge mit hohem Umsteigeranteil bevorzugt direkt zu einem Gate geleitet und nicht auf dem Vorfeld geparkt. Auch die Gepäckabfertigung sei verbessert worden. Zum Winterflugplan habe man die Mindestumsteigezeiten von bisher 45 Minuten auf 60 Minuten erhöht und Zeitpuffer in die Flugpläne eingebaut.
Kranich in Frankfurt
In der Region um Frankfurt ist Lufthansa mit mehr als 36 000 Beschäftigten größter Arbeitgeber in Hessen. Die Gehaltssumme beträgt laut Konzern jährlich rund zwei Milliarden Euro. Lufthansa habe 2005 Aufträge im Wert von 1,5 Milliarden Euro an regionale Firmen vergeben.
158 Ziele in 74 Ländern fliegt Lufthansa von Frankfurt aus an. Die Airline hat dort eine Flotte von 230 Maschinen stationiert; auch die 15 Lufthansa- Maschinen des neuen Riesenflugzeugs Airbus A380 werden am Frankfurter Flughafen beheimatet sein.
Auf Dauer aber wird das nicht reichen. Experten sagen der Luftfahrt ein jährliches Wachstum von bis zu fünf Prozent voraus. Frankfurt gerät zunehmend unter Druck, denn nicht nur die Fluglinien, sondern auch die Flughäfen stehen in harter Konkurrenz. Erst vor wenigen Tagen hat Lufthansa-Chef Wolfgang Mayrhuber das Szenario entworfen, der Münchner Flughafen, derzeit Nummer zwei in Deutschland, könnte die Frankfurter überholen, wenn die geplante Landebahn nicht bald gebaut werde.
Ohne die vierte Bahn in Frankfurt drohe München als der "beste Umsteigeflughafen Europas irgendwann vorbeizuziehen", so Mayrhuber. Auch München baut aus, und Lufthansa zieht mit; mit unter zu Lasten Frankfurts. Ende vergangenen Jahres verlagerte die Kranichlinie 230 Piloten der Langstreckenflotte vom Main an die Isar. Rupprecht betont, es gehe nicht um die Frage, ob Frankfurt oder München. Es gehe für Lufthansa darum, überhaupt zu wachsen - am liebsten an beiden Drehkreuzen.
Aber man werde natürlich Flugzeuge und Piloten dort stationieren, wo Wachstum möglich sei. Investitionen in das neue Verwaltungsgebäude, in das First-Class-Terminal, die neue Cateringzentrale und die A380-Halle seien aber klare Bekenntnisse für den Standort Frankfurt. Und Rupprecht schließt mit eine Treueschwur: "An Frankfurt", sagt er, "führt kein Weg vorbei".
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