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Eine Flugbegleiterin erzählt: Über Flugangst und warum Turbulenzen nicht gefährlich sind
An Bord sehe ich es als Flugbegleiterin immer wieder: Ein oder mehrere Fluggäste klammern sich an die Armlehnen, versinken im Sitz, schwitzen und fangen an zu beten. In solchen Momenten leide ich regelrecht für die Person mit. Denn ich weiß, dass Flugangst richtig schlimm sein kann.
Wie verbreitet ist Flugangst?
Man sagt, dass sich bis zu 80% aller Gäste eines Flugzeugs nicht wohl fühlen, oder sogar richtig verängstigt sind. Also ist es für Betroffene schonmal gut zu wissen, dass sie nicht alleine sind und sich auch nicht schämen müssen. Flugangst gehört zwar zu den „irrationalen“ Ängsten, was aber nichts an der Tatsache ändert, dass viele Flugängstler vor dem Start glauben, ihr letztes Stündlein hätte geschlagen. In ganz ausgeprägten Fällen schaffen die Betroffenen es nicht mal einen Flug zu buchen.
Woher kommt Flugangst?
Woher die Angst vor dem Fliegen kommt, lässt sich nicht pauschalisieren. Genauso wie individuell ein Mensch ist, so facettenreich ist die Form der Flugangst. Manche mögen den Start und die Geräusche nicht, andere sind noch nie geflogen und haben Angst vor der neuen Erfahrung und manche sind trotz Vielflieger-Status betroffen. Die Liste ist schier unendlich. Turbulenzen, Kontrollverlust und Platzangst sind jedoch die drei Dinge, die den meisten Flugreisenden zu schaffen machen. Gegen Platzangst kann man sich natürlich durch Upgrades Abhilfe verschaffen, aber Turbulenzen und Kontrollverlust sind meist nicht zu vermeiden.
Turbulenzen gehören zum Flug-Alltag dazu
Wie ihr in der Überschrift schon lesen konntet, sind Turbulenzen für das Flugzeug nicht gefährlich – Flugzeuge sind schlichtweg für das Fliegen durch (die sich immer bewegende) Luft gebaut und können viel größeren Kräften standhalten, als den von Winden.
Fun-Fact: Die Piloten von Frachtflugzeugen fliegen viel eher durch turbulente Bereiche, da sie wissen, dass niemand außer ihnen an Bord ist und die Piloten kein Problem mit Turbulenzen haben. Passagierflugzeuge versuchen turbulente Gebiete wenn möglich zu umfliegen, damit die Gäste ein besseres Reiseerlebnis haben und die Crew ihre Arbeit ungehindert machen kann.
Oft ist es auch so, dass schon die kleinsten Wackler Erschrecken in die Gesichter mancher Fluggäste entfachen. Dann werde ich und meine Crew ganz genau beobachtet, ob wir einen „besorgten Gesichtsausdruck“ haben. Eins vorweg: In über neun Jahren als Flugbegleiterin hatte ich bestimmt schon oft einen angespannten Gesichtsausdruck, aber NICHT weil ich Angst um mein Leben hatte!
Wenn ich nicht mehr lächelnd durch die Gänge tänzle, liegt es schlichtweg daran, dass ich mich beeilen muss, um alle Service-Trolleys, Gepäck und Schnick-Schnack zu verstauen. Hier ist nämlich der einzig gefährliche Punkt an Turbulenzen: Wenn Dinge ungesichert durch die Kabine fliegen, können sich die Fluggäste und Crew verletzen. Ist alles ordnungsgemäß verstaut und sind alle Gäste (und Crew) angeschnallt, ist alles gut. Flugzeuge verunglücken dank der Technologie seit über 40 Jahren nicht mehr durch Turbulenzen.
Was ist, wenn die Crew sich setzt?
Auch wenn sich die Crew auf ihre Sitze setzt, ist es kein Indikator für Lebensgefahr. Wir Flugbegleiter wollen uns auch nicht durch Stolpern bei Turbulenzen verletzten oder den Getränkewagen mit seinen 70 Kilo auf den Fuß bekommen.
Wenn ihr also den Sicherheitsgurt auch während des Reiseflugs geschlossen haltet, seid ihr auf der sicheren Seite. Wenn der Gurt dann noch bis zur endgültigen Parkposition angelegt bleibt, seid ihr für uns Crew die besten Gäste. Denn wer während des Rollens im Flugzeuggang von einer Vollbremsung überrascht wird, endet schnell als Briefmarke an der Cockpit-Tür – so stark ist die Bremskraft eines Flugzeugs 😉 Wir Flugbegleiter stehen auch erst auf, sobald die Anschnallzeichen vom Cockpit ausgeschaltet wurden.
Was tun bei Turbulenzen?
Zuerst einmal verrate ich euch, was ihr NICHT tun solltet: Seid ihr von Flugangst betroffen, rate ich euch stark von der Einnahme von verschreibungspflichtigen Medikamenten (Beruhigungsmittel, Schlaftabletten) ab!
Es sind schon viele meiner Fluggäste wegen Tabletten zu medizinischen Notfällen geworden, weil Medikamente (und Alkohol) an Bord stärker wirken.
Seid euch lieber darüber bewusst, dass Turbulenzen dem Flugzeug nichts antun können – selbst die sogenannten “Luftlöcher” (Clear Air Turbulences – CAT’s) sind unangenehm, aber nicht gefährlich wenn ihr angeschnallt seid.
Stellt euch vor, dass ihr in der Bahn sitzt, oder mit dem Auto über einen Feldweg fahrt. Denn jedes Reisemittel – ob durch Luft, über Wasser oder Erde – wackelt mal mehr oder weniger.
Falls ihr von Flugangst betroffen seid, ist der beste Zeitpunkt um die Crew um Unterstützung zu bitten das Boarding. Ist es euch unangenehm das Thema anzusprechen, könnt ihr der Crew auch einen Zettel geben, wo euer Anliegen mit Sitznummer drauf steht.
Always happy landings,
Eure Delia
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