Die hochprofitable Fluglinie aus Dubai investiert 30 Mrd. Dollar in die Verdoppelung der Flotte.
Wien. Die Flotte ist mit knapp 100 Maschinen kleiner als jene der AUA. Doch schon bei den Passagierzahlen hat Emirates, die Fluglinie aus Dubai, mit rund 18 Mio. die AUA deutlich abgehängt, die 2006 mehr als zehn Mio. Reisende befördert hat. Zahlen zu Umsatz und Gewinn lesen sich bei der Fluglinie der Scheichs ohnehin wie ein Märchen aus 1001 Nacht, von dem nicht nur die AUA nur träumen kann: Im ersten Halbjahr des Geschäftsjahres 2006/07 (Ende März) wurde bei einem Umsatz von 3,67 Mrd. Dollar ein Nettogewinn von 323 Mio. Dollar eingeflogen, was ein Plus von 29 Prozent bedeutet.
Wie schafft die Airline aus Dubai ein Wachstum von jährlich nie unter 20 Prozent? "Wir haben eine optimale Startposition: Wir sind jung, haben keine teuren Altlasten, arbeiten extrem kosteneffizient und sind in der wachstumsstärksten Region der Welt", sagt Martin Gross, Emirates-Chef für Österreich, Tschechien, die Slowakei und Ungarn, zur "Presse".
Die Fluglinie schleppe keine hohen Pensionslasten mit sich, die US-Fluglinien und auch British Airways schwer zu schaffen machen. Es gebe auch keine durch das Senioritätsprinzip bedingten riesigen Gehaltssprünge bei Piloten, wie etwa bei der AUA. Die Personalkosten sind generell günstiger, weil Dubai keine Einkommensteuer einhebt, Gehälter werden daher brutto für netto gezahlt. Nicht zuletzt spare Emirates bei Betrieb und Wartung, weil die Flotte im Schnitt fünf Jahre jung sei und nur aus Großraumjets von Airbus und Boeing bestehe.
Keinen Wettbewerbsvorteil hat Emirates hingegen bei Treibstoff. "Wir zahlen Weltmarktpreise", räumt Gross mit dem Vorurteil auf, die Airline der Scheichs bediene sich direkt aus den Ölquellen. Kerosin bildete im Geschäftsjahr 2005/06 mit 1,5 Mrd. Dollar die größte Ausgabe, trotz Absicherung (Hedging) gegen Preissteigerung. Das teure Kerosin kann sich die Fluglinie aber nicht nur wegen der drei Mrd. Dollar Geldreserven locker leisten. Das Emirat wächst und wächst und wächst. "Schon vor 20 Jahren hat Dubai begonnen, für die Zeit nach dem Öl vorzusorgen und Handel, Tourismus und Finanzdienstleistungen entwickelt", erklärt Gross.
Nur ein paar Zahlen aus der Regierungsprognose: Die Zahl der Hotelbetten soll bis 2015 von 36.400 auf 104.300, die Zahl der Gäste von 6,2 auf 20 Millionen steigen. Der neue Flughafen ist mit sechs Pisten für 120 Millionen Passagiere ausgelegt. Im Gleichschritt will Emirates die Passagierzahl auf 40 Millionen anheben. Dazu wird die Flotte auf 200 Maschinen verdoppelt. Die 100 neuen Jets sind bestellt, darunter 43 Airbus A380, was die Dubais zum größten Kunden macht. Die Expansion lässt sich Präsident Scheich Ahmed bin Saeed Al-Maktoum 30 Mrd. Dollar kosten.
Die Prognose ist keine Fata Morgana: Die Luftfahrt boomt ungeachtet von Terror, Krieg und Seuchen, und Dubai liegt strategisch günstig zwischen Europa und Asien. Zudem werden die großen europäischen Flugdrehkreuze von London über Frankfurt bis München bald an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen. In diese Lücke will Dubai stoßen und eines der wichtigsten Langstrecken-Drehkreuze werden. Dass die AUA die Strecke Wien-Sydney aufgibt, kommt Emirates nur zupass. "Da keine kontinentaleuropäische Airline Sydney bedient, werden wir diese Lücke füllen", sagt Gross. "Wir fliegen bereits 50 Mal pro Woche nach Australien und Neuseeland."
Um profitabel zu bleiben, müsse die Fluglinie konstant wachsen. Denn die Konkurrenz von Lufthansa bis Singapore Airways wächst, vor allem die Mitbewerber vor der Haustür, Qatar Airways und Ethihad. Eine Allianz kommt für Emirates genauso wenig in Frage wie Zukäufe. "Ein Alleingang bringt uns mehr Vorteile."
15.01.2007
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