Taliban führen neues Tugend-Gesetz ein: Rückkehr zur rigiden Kontrolle des öffentlichen Lebens

Dieses Thema im Forum "Alle Alles" wurde erstellt von Liliane, 30. April 2025.

  1. Liliane

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    Im April 2025 haben die Taliban in Afghanistan ein neues "Tugend-Gesetz" verabschiedet, das landesweit tiefgreifende Auswirkungen auf die Bevölkerung haben wird. Das Gesetz wurde offiziell vom „Ministerium für die Förderung der Tugend und Verhinderung des Lasters“ verkündet – eine Behörde, die bereits während der ersten Taliban-Herrschaft in den 1990er Jahren für strikte soziale Kontrolle verantwortlich war. Die Maßnahme wird sowohl innerhalb Afghanistans als auch international mit großer Besorgnis betrachtet. Kritiker befürchten eine weitere Einschränkung der ohnehin geringen individuellen Freiheiten im Land, insbesondere für Frauen und Minderheiten.
    Das Gesetz legt umfangreiche Vorschriften für Kleidung, Verhalten, Medienkonsum und öffentliche Moral fest. Frauen dürfen sich laut den neuen Regelungen nur noch in Begleitung eines männlichen Verwandten in der Öffentlichkeit aufhalten. Das Tragen eines Ganzkörperschleiers (Burka) wird erneut verpflichtend – selbst ein Nikab gilt in bestimmten Regionen als unzureichend. Männer wiederum sind dazu angehalten, traditionelle Kleidung zu tragen und ihre Bärte nicht zu kürzen. Wer sich diesen Vorschriften widersetzt, muss mit Geldstrafen, Haft oder öffentlichen Strafen rechnen.

    Ein zentrales Element des Gesetzes ist die strenge Regulierung der Medien und sozialen Netzwerke. Musikalische Inhalte, westliche Filme und ausländische Nachrichtenkanäle werden explizit verboten. Auch das Fotografieren von Menschen in der Öffentlichkeit ohne deren Zustimmung gilt als „unmoralisch“ und wird unter Strafe gestellt. Lehrmaterialien an Schulen und Universitäten müssen künftig den „islamischen Werten“ der Taliban entsprechen, was einer umfassenden Zensur gleichkommt.

    Besonders schwerwiegend ist die rechtliche Verankerung sogenannter „moralischer Polizeibefugnisse“. Beamte des Ministeriums dürfen öffentliche und private Räume kontrollieren, um mögliche Verstöße gegen die neuen Vorschriften aufzudecken. Diese Eingriffe in die Privatsphäre erinnern an dunkle Kapitel der Taliban-Vergangenheit und werfen erneut die Frage auf, wie sehr die afghanische Bevölkerung unter einer solchen Ideologie leidet. Berichte über willkürliche Festnahmen, Einschüchterung und Gewaltanwendung häufen sich bereits kurz nach der Einführung des Gesetzes.

    International sorgt das Tugend-Gesetz für scharfe Kritik. Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International und Human Rights Watch sprechen von einer weiteren Eskalation der Unterdrückung und einem Rückfall in mittelalterliche Strukturen. Auch die UN äußerte sich besorgt und forderte die Taliban auf, die Grundrechte aller Bürger zu respektieren, insbesondere die Rechte von Frauen auf Bildung, Arbeit und Bewegungsfreiheit.

    Die Taliban hingegen verteidigen das Gesetz als „notwendigen Schritt zur Wahrung der islamischen Identität Afghanistans“. In ihren Augen dient es der Wiederherstellung von Ordnung und Sittlichkeit – Begriffe, die jedoch aus Sicht der internationalen Gemeinschaft mit repressiver Kontrolle gleichzusetzen sind.

    Mit dem neuen Tugend Gesetz der Taliban manifestiert sich ein ideologischer Kurs, der kaum Spielraum für individuelle Entfaltung lässt. Die afghanische Bevölkerung – insbesondere Frauen, Künstler, Jugendliche und Intellektuelle – wird dadurch weiter marginalisiert. Die langfristigen Auswirkungen auf die soziale und wirtschaftliche Entwicklung des Landes sind noch nicht abzusehen, doch die Zeichen stehen auf Isolation und Repression.
     

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