Boeing hat ein Patent für ein Autopilot-System erhalten, das nach Aktivierung vom Flugzeug aus nicht mehr abgeschaltet werden kann
Von der EU wird ein Projekt gefördert, das darauf abzielt, Flugzeuge terrorsicher zu machen. Dazu müsse das Flugzeug durch nacheinander gelagerte Sicherheitstechniken zu einer "Festung" gemacht werden, in die möglichst keine Terroristen eindringen können oder in der diese, falls sie es doch geschafft haben, ausgeschaltet werden können. Zum SAFEE-Projekt (Security of Aircraft in the Future European Environment) gehören auch Möglichkeiten, Flugzeuge automatisch oder ferngesteuert fliegen zu lassen, um Entführern die Möglichkeiten zu nehmen, die Kontrolle zu übernehmen. Boeing hat für ein solches System nun ein Patent in den USA erhalten.
Das Patent gilt für ein System, das in Notfällen die Steuerung einem Autopiloten übergibt und dann ohne jede weitere Eingriffsmöglichkeiten seitens der Piloten oder anderer Menschen an Bord ein Flugzeug zu einem vorherbestimmten oder aus der Ferne eingegebenen Landeplatz fliegt. Der Autopilot kann von den Piloten, von einem Überwachungssystem an Bord, beispielsweise Drucksensoren, die registrieren, wenn versucht wird, die Türe zum Cockpit aufzubrechen, oder auch aus der Ferne von Sicherheitsbehörden aktiviert werden. Flugzeuge stehen dabei nur an erster Stelle, die Patentanträger schließen auch andere Fahrzeuge wie Schiffe oder Züge ein.
Es gebe, so heißt es in der Begründung, Bedarf für eine Technik, die verhindern, dass "unautorisierte Personen Zugang zur Steuerung des Fahrzeugs" erhalten können. Die bislang eingeführten Sicherheitsmaßnahmen, die bewaffneten Flugbegleiter (air marshalls) und auch schussfeste Cockpit-Türen, würden die Möglichkeit nicht ausschließen können, dass Entführer doch an den Steuerknüppel kommen können. Selbst wenn die Cockpit-Tür undurchdringlich wäre, könnten Entführer durch Aktionen im Passagierraum die Piloten dazu verleiten, doch die Türe zu öffnen.
Nach dem Boeing-Patent befindet sich an Bord ein Computersystem mit eigener Stromversorgung, das alle Eingriffsmöglichkeiten an Bord verhindert, wenn es einmal aktiviert wurde. Erst nach der Landung soll das Sicherheitssystem wieder ausgeschaltet werden können. Die Entwickler sehen ihr Patent wohl vor allem als Abschreckung, da es für mögliche Entführer keinen Sinn mache, ein Flugzeug zu kapern und Gewalt anzuwenden, um es steuern zu können. Auch wenn es an Bord tatsächlich keine Möglichkeit geben würde, den Autopilot auszuschalten, falls er überhaupt rechtzeitig aktiviert wurde, mag zwar eine gezielte Steuerung des Flugzeugs unmöglich sein. Die Entführer könnten aber noch immer die Passagiere als Geiseln nehmen oder das Flugzeug an irgendeiner Stelle, vielleicht über einer Stadt vor der Landung, in die Luft gehen lassen.
Zudem könnte sich das System an Bord, falls es aus der Ferne aktiviert und das Flugzeug irgendwohin geführt werden kann, auch gecrackt werden. Die Entführer bräuchten also gar nicht mehr die Mühe auf sich zu nehmen, die Kontrolle zu überwinden und an Bord zu gehen, sondern könnten Anschläge mit dem Flugzeug aus der Ferne durchführen. Und man mag natürlich auch daran denken, was von manchen Verschwörungsliebhabern auch bei den Anschlägen vom 11.9. erwogen wurde, dass damit auch noch neue Möglichkeiten für andere Interessen eröffnet wurden. Beim europäischen SAFEE-Projekt will man neben einer Totalüberwachung des Flugszeugs und aller Passagiere mit Warnsystemen für verdächtiges Verhalten auch Sorge dafür tragen, dass Hacker nicht an Bord oder am Boden in das automatische oder ferngesteuerte Flugsystem eindringen können. Zwar wird hier auch erst einmal nur davon gesprochen, beim Boeing-Patent schweigt man lieber.
07.12.2006
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