USA-Einreise - Bericht Handelsblatt vom 16.02.2007

Dieses Thema im Forum "On The Road" wurde erstellt von Schwabe, 17. Februar 2007.

  1. Schwabe

    Schwabe Silver Member

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    Interessant zu lesen!

    Der gläserne Geschäftsreisende

    Wer in die USA einreist, braucht ein dickes Fell. Nun wird auch der Laptop gefilzt – samt aller sensiblen Unternehmensdaten.


    LARS REPPESGAARD
    Las Vegas-Urlaub einmal anders: Vier Tage saß Majeh Shehadeh, ein deutscher Geschäftsmann aus Alzenau im Allgäu, in der Vergnügungsstadt in einer Zelle – zusammen mit 25 weiteren Insassen, darunter Drogendealer und andere Kriminelle. Alles, was Shehadeh vorzuwerfen war: Der Deutsche hatte zum Jahreswechsel versucht, seine Tochter zu besuchen, die in den USA studiert.
    Shedadeh vermutet, dass ihn die Amerikaner wegen der Libanon- und Syrien-Visa in seinem Pass aus der Reihe der Einreisewilligen herauswinkten. Danach wurde er zwölf Stunden von Grenzbeamten und FBI-Leuten verhört und schließlich in Handschellen abtransportiert. Der Allgäuer handelt mit Wasserrohren. „Deshalb reise ich viel in Länder wie Syrien, Somalia oder den Libanon. Das macht mich wohl verdächtig“, vermutet Shehadeh, der seit über 30 Jahren mit einer Amerikanerin verheiratet ist und ein Haus an der US-Ostküste besitzt.
    Die Angst vor islamistischem Terror hat die Amerikaner seit dem 11. September in höchste Alarmbereitschaft versetzt. Denkbar ist, dass die Zollbeamten Shehadeh wegen seiner syrischen Abstammung oder seines muslimischen Glaubens aussortierten. Möglich ist aber auch, dass er ins Visier einer Daten-Rasterfahndung kam. Und die kann mittlerweile jeden US-Reisenden treffen. Im so genannten Automated Targeting System (ATS), einer gigantischen Datenbank, fasst das US-Heimatschutzministerium unter anderem Informationen aus der internationalen Finanztransferzentrale Swift und die Datensätze zusammen, die Fluggesellschaften übermitteln. Airlines, die die USA anfliegen, müssen 34 Angaben über ihre Fluggäste – Infos zu Kreditkarten, Vielfliegermeilen oder Ernährungsvorlieben – melden.
    Aus der Flut von Daten filtern die Heimatschützer das individuelle Sicherheitsrisiko von Flugpassagieren wie Majeh Shehadeh heraus. Die Risikoprognosen stützen sich etwa auf den Herkunftsort – und auch auf die Reisen, die jemand zuvor unternommen hat und das Essen, das er für den Flug bestellte. Ab einer bestimmten Punktzahl schlägt das System Alarm. „Eine primitive, hysterische Datensammlung“ nennt Ronald Schmid, Professor für Reise- und Luftrecht in Dresden, das Verfahren. „Man kann sich nicht einmal gegen die Einstufung als Risikoperson wehren, weil man nicht das Recht hat, zu überprüfen, was über einen gespeichert ist.“
    Gerade Vielflieger liefern besonders viel Futter für die ATS-Datenbank. Im letzten Jahr haben die US-Behörden mit Hilfe des weltweit beispiellosen Überwachungssystems über 87 Millionen Flugpassagiere aus dem Ausland benotet. Diese Daten werden 40 Jahre lang gespeichert und nicht nur an die Grenzwächter, sondern auch an die Geheimdienste weitergeleitet. Ja sogar an Unternehmen der Privatwirtschaft, die eng mit der Regierung zusammenarbeiten, kritisiert die US-Bürgerrechtsorganisation Aclu.
    Viele USA-Reisende beklagen zudem den Ton der Grenzer, den sie oft als grob oder arrogant empfinden. Zudem missbilligen viele den Zwang, sich fotografieren und Fingerabdrücke nehmen zu lassen. „An der Grenze gibt es mitunter schon Probleme, wenn sich Leute nicht richtig ausdrücken“, beobachtet Dierk Müller, Frankfurter Geschäftsführer der Amerikanischen Handelskammer in Deutschland. „Dass man wegen einer unbedachten Äußerung oder eines Missverständnisses zum Teil wie ein Verbrecher behandelt wird, halten wir für unglücklich. Da wünschten wir uns mehr Professionalität.“
    Viele Touristen und Geschäftsreisende haben deshalb längst mit den Füßen abgestimmt – und meiden die USA, wenn es geht. Die Zahl der Amerika-Besucher ist seit 2001 um 17 Prozent gefallen. Besonders Messe- und Kongressveranstalter haben es schwer, ihr Publikum von einer Anreise zu überzeugen. Allein zwischen 2004 und 2005 sank die Zahl der Geschäftsreisenden um zehn Prozent. Das ermittelte eine Studie der Discover America Partnership (DAP), ein Verband der Reise- und Tourismusindustrie. 2 000 befragte Reisende beurteilten die US-Einreisebestimmungen als die weltweit mit Abstand schlechtesten. Etliche gaben sogar an, vor den Grenzbeamten mehr Angst zu haben als vor Terroristen. Zwei Drittel der Befragten befürchteten bei der Einreise, aufgrund eines Fehlers beim Ausfüllen von Formularen oder einer falschen Aussage nicht ins Land gelassen zu werden. Jeder Zweite hielt die Grenzer für rüde. „Diese Studie sollte ein Weckruf für die US-Regierung sein“, meint DAP-Geschäftsführer Geoff Freeman. Eines sorgt nun für noch mehr Irritationen: Seit kurzem werden auch die Computer der Geschäftsreisenden genauer denn je unter die Lupe genommen. Viele Manager beobachten, dass US-Zollbeamte zunehmend Laptops und Datenträger checken. „Dass US-Regierungsbeamte das Recht haben, Laptops von Geschäftsreisenden zu untersuchen, Daten herunterzuladen oder Geräte zu beschlagnahmen, überraschte die meisten unserer Mitglieder“, erzählt Susan Gurley, Geschäftsführerin der internationalen Organisation der Geschäftsreisenden (Acte).
    Viele Manager haben Angst, dass ihre Dateien kopiert werden. Denn laut Acte ist nicht geregelt, was mit den persönlichen und geschäftlichen Daten passiert, wenn Zollbeamte Laptop-Daten kopieren. „Die Privatsphäre der Reisenden ist bei der Einreise in die USA erheblich eingeschränkt, Geschäftsgeheimnisse sind ebenso bedroht“, warnt Rieke Bönisch, Sicherheitsexpertin bei Utimaco Safeware in Oberursel, die Unternehmensdaten schützen. „Den Betroffenen bleibt im Moment nur die Hoffnung, dass die Daten vertraulich behandelt werden.“ Und Reiserechtler Schmid warnt: „Unter dem Deckmantel der Terrorbekämpfung kann auch Industriespionage betrieben werden.“ Acte empfiehlt Geschäftsreisenden deshalb, sensible Daten gar nicht erst auf dem Laptop mitzunehmen – oder ihnen unverdächtige Namen wie „Omas Rezepte“ zu geben. Bönisch rät, Vertrauliches auf Notebooks, PDAs und Smartphones generell zu verschlüsseln.
    Doch es gibt auch einige gute Nachrichten in Sachen US-Einreise: Nachdem die neuen, komplizierteren Regelungen für Geschäftsvisa für Irritationen gesorgt hatten, läuft die Erteilung wieder wie geschmiert. „Die Konsulate sind sogar in Notfällen sehr flexibel und schnell. Neulich hat es gerade 24 Stunden für eine Visaerteilung gebraucht“, sagt Kammer-Chef Müller. Der US-Tourismusverband DAP evaluiert derzeit die Einreiseprozesse und will der Regierung Verbesserungsvorschläge machen. Ob Majeh Shehadeh davon profitieren wird, ist aber genau so ungewiss wie seine Chance, sein eigenes Haus in den Staaten jemals wiederzusehen. „Refused“ steht nun in seinem Reisepass – abgelehnt.
     
  2. Meilensucher

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    Tja, deshalb habe ich auch einen sauberen Pass für die USA, den ich auch nur für dort einsetze. Meine 2 anderen Pässe haben iranische und saudische Visa, damit wollte ich unter keinen Umständen in dieses Land reisen...
     
  3. rampant

    rampant Gold Member

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    Yo - aus welchem Dorf bist du denn - wo man drei Pässe haben darf :lol:
    Bei uns in der Stadt darf man die alen behalten, werden aber enwertet - durchlöchert!
    Oder meinst du du hast dir einen neuen machen lassen, bevor du in die USA gereist bist?
    Im Ernst - legl wäre das nicht, aber ich habe auch Bekannte, die 2 Pässe besitzen, da in einem Dorf in Brandenburg es einfach von der Behörde versäumt wird, die alten noch gültigen zu entwerten!
     
  4. Meilensucher

    Meilensucher Platinum Member

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    ne, ne das ist alles voll korrekt. Vielleicht sind einige Gemeinden jetzt nicht so großzügig wenn es um einen 3. Pass geht, aber ein 2. ist immer mit einer Bescheinigung vom Arbeitgeber möglich wenn man viel reist und z.B. Israel und arabische Länder besucht (Die Israelstory klappt immer wenn man arabische Stempel hat) oder wenn man viel in Länder mit Visa muß und daher vielleicht 2 Pässe braucht um alle Visa parallel zu beantragen. :wink:
     
  5. thestig

    thestig Bronze Member

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    Ja, wenn man nachweist, dass man in
    "verfeindete" Länder reisen muss, ist ein
    zweiter Pass kein Problem.
     
  6. Meilensucher

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    Als Nachweis reicht z.B. ein Brief vom Unternehmen wo drinsteht dass XY für die Firma die Region Naher und Mittlerer Osten bereist und daher einen 2. Paß für Israel benötigt.
    Oder wie bei mir zu erst: Aufgrund von Visabeantragungen braucht XY einen weiteren Paß damit es nicht zu organisatorischen Problemen kommt.
     
  7. bart

    bart Bronze Member

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  8. Guest

    Guest Guest

    weiss zufaellig jemand, ob ein Visa von Pakistan irgendwo Probleme machen wird (insb. USA oder Indien)
     
  9. Guest

    Guest Guest

    hab jetzt echt was grundlegend neues gelernt: dass man in D legalerweise 2 oder 3 Pässe haben darf, das hätte ich bei unseren restriktiven Vorschriften mir nicht träumen lassen..

    Man lernt immer wieder neues.. :D

    Der Wellensittich
     
  10. peter42

    peter42 Diamond Member

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    2 ja - 3 wird schwierig.
     
  11. Meilensucher

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    Stimmt, ich denke heute würde ich auch keine 3 Pässe mehr bekommen, 2004 hat es noch geklappt. Meine 2 ersten sind sogar 10 Jahre gültig, der 3. nur 5 Jahre.
     
  12. schreiberhsch

    schreiberhsch Silver Member

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    @Wellensittich

    Diesen Zweit- und Drittpass gibt es auch noch heute!

    Das ist bei unseren Technikern, die in der ganzen Welt unterwegs sind, absolut normal!

    Der Arbeitgeber bestaetigt, dass Reisen des Passinhaber nach Israel, nach z.B. Saudi Arabien und USA anstehen fuer den Mitarbeiter, dann werden Zweit- und Drittpaesse von den Behoerden ausgestellt.

    Gruss Toby
     
  13. Guest

    Guest Guest

    Ist es denn wirklich soo problematisch, dass, wenn ich in meinem Pass Stempel von Israel oder Saudi-Arabien drinhabe, die US-Behörden mich nicht einreisen lassen wollen?

    So schwierig dass die deutschen Behörden dann lieber einen (legalen) Zweit-Pass ausstellen??

    Mir fehlt hier die Erfahrung. War bisher nur einmal in Dubai gewesen und danach gab´s bei der USA-Einreise keine Probleme, war allerdings vor dem 11. September...

    Der Wellensittich
     
  14. miles-and-points

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    Das Israel-Visum ist ein Ablehnungsgrund in manchen arabischen Staaten -
    die Bushis machen deswegen keinen Streß (denen gefallen dann eher
    so manche Visa aus bestimmten "Schurken-Staaten" nicht so recht) ...
     
  15. rampant

    rampant Gold Member

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    Ja dann sag ich danke für die Info - ebenfalls was Neues gelernt - wusste ich bisher nicht. Aber der Pass meiner Freundin wurde ohne alles ausgestellt und der alte nicht entwertet - also doch Dorfbeamte.
    PS: meine Tunesien-Stempel brachte mir nur eine Frage nach der Dauer und Grund des Besuches :?
     
  16. miles-and-points

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    Kannst es ja mal mit 3-Monats-Visa aus dem Iran und Pakistan versuchen - viel Spaß!
     
  17. Meilensucher

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    Also ich wollte nicht mit einem Iran oder Saudi Arabien Visum in die USA, denn es sollte zwar kein Problem sein, aber wir willsen ja alle: Entscheiden tut der Beamte bei der Einwanderung und ich wollte nicht immer beten, dass da jemand sitzt der ein bißchen Weitblick besitzt und nicht gleich alles abschießt was mit arabischen Staaten zu tun hat, deshalb war und ist meine Devise: nur mit völlig untadeligem Paß in die USA...
     
  18. Guest

    Guest Guest

    @map: Und dann noch am besten mit dem Anti Bush T-Shirt von dem Kollegen von Qantas :lol:
     
  19. kasi

    kasi Diamond Member

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    Wenn man damit in JFK einreist, könnte das die Einreise sogar wirklich beschleunigen. Schließlich ist NewYork fest in Demokratischer Hand.
     
  20. miles-and-points

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    Nur, wenn man der Immigration erzählt, daß man zu Disney will...
    Aber wir lassen das lieber - sonst geht der Quatsch hier wieder los.
    :D
     

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