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Die Rückholflüge von Deutschen aus der ganzen Welt sind in den Medien derzeit omnipräsent. Im Auftrag des Bundesaußenministeriums führen Lufthansa, Condor und TUI derzeit unzählige Flüge von teils sehr exotischen Destinationen nach Deutschland durch, um sicherzustellen, dass alle Mitbürger sicher nach Hause kommen. Nicht nur die deutschen Airlines werden mit den Flügen beauftragt, auch Fluggesellschaften wie Air New Zealand wirken hier mit. Nicht nur das Außenministerium ist bzw. war Auftraggeber für die Rückholflüge. Auch Reiseveranstalter oder Kreuzfahrtgesellschaften gaben sie in Auftrag. In diesem Artikel möchten wir ein wenig hinter die Kulissen eines solches Rückholfluges blicken. Hierfür haben wir uns mit Vertretern von Lufthansa in Verbindung gesetzt. Flugbegleiter Valerio Vacca, der erst kürzlich einen solchen Rückholflug begleitet hat und Gabriela Ahrens, Senior Director Leisure Sales Home Markets, die in der Task Force Sonderflüge mitwirkt geben uns einen Einblick in die Organisation und Durchführung von Rückholflügen der Lufthansa.
Überblick
Seit dem 13. März haben die Airlines der Lufthansa Group auf bisher rund 360 Sonderflügen von 77 Flughäfen auf allen fünf Kontinenten über 70.000 Urlauber zurück in ihr Heimatländer Deutschland, Österreich, Schweiz und Belgien geflogen. Dazu gehören auch Flüge zu sehr weit entfernten Zielen, wie Neuseeland. Austrian Airlines wiederum hat im Rahmen der Rückholaktion den längsten Flug in der Geschichte der Airline durchgeführt und flog nonstop von Wien nach Sydney. Rund 55 weitere Flüge sind bereits jetzt in Vorbereitung. Auftraggeber sind und waren Reiseveranstalter, Kreuzfahrtredereien sowie die Bundesregierung. Die Auftraggeber sind dafür verantwortlich, welche Fluggäste befördert werden sollen.
Organisation von Rückholflügen bei Lufthansa
Sobald eine Anfrage des Auswärtigen Amt über einen Rückholflug eintrifft, startet in der Task Force Sonderflüge der Lufthansa die Arbeit. Um die grundlegenden Voraussetzungen für die Durchführung eines solchen Fluges zu schaffen, ist eine enge Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Abteilungen notwendig. Regulär würden die organisatorischen Schritte einen Zeitablauf von Wochen oder gar Monate erlauben, im Rahmen der Rückholflüge muss die Task Force jedoch binnen Stunden reagieren.
Sobald intern alle organisatorischen Herausforderungen geklärt sind, gibt Lufthansa dem Auswärtigen Amt Rückmeldung. Daraufhin erst wird der Auftrag final vergeben und die Umsetzung wird in die Wege geleitet. Der Zeitaufwand bzw. Dauer von Eingang der Anfrage bis zum Zeitpunkt an dem das Flugzeug Frankfurt oder München verlässt kann hierbei sehr unterschiedlich sein. Gabriela Ahrens, Senior Director Leisure Sales Home Markets und Mitglied der Task Force berichtet von den größten Hürden bei der Planung von solchen Rückholflügen: „Genehmigungen wie Streckenrechte, Landerechte und für das Crew Layover zu bekommen, ist durch die besondere geopolitische Lage derzeit die größte Herausforderung. Hier ändern sich die Bedingungen je nach Destination und Corona-Entwicklung teilweise täglich bis stündlich„. Die Zusammenarbeit mit den lokalen Botschaften läuft den kompletten Prozess hindurch hervorragend und problemlos.
Im Gegensatz zu regulären Lufthansa Flügen, werden übrigens auf den Rückholflügen keine Business Class Tickets verkauft, belegt werden die Plätze jedoch. Das Auswärtige Amt oder die Botschaften vor Ort entscheiden dann über die finale Sitzplatzvergabe.
Ablauf und Stimmung eines Rückholfluges
Valerio Vacca ist Flugbegleiter bei Lufthansa und hat erst kürzlich Ende März einen der Rückholflüge aus Lima begleitet. Wir haben ihm einige Fragen zu den Abläufen eines solchen Fluges, den Besonderheiten an Bord und mehr gestellt.
Die Rückholflüge gestalten sich ja etwas anders als ein regulärer Flug. Wie ist der Ablauf eines solchen Fluges für Sie als Crewmitglied?
Bei unserem Rückholflug reisten wir “ferry” am 25.3. nach Lima. Dabei flog das Purser- und Cockpitteam „On Duty“ und die übrige Crew „Dead Head“, also als Passagier. In Lima selbst hatten wir rund 24 Stunden Aufenthalt. Lima ist eine besondere Strecke für Lufthansa. Sie wird im normalen Betrieb nicht geflogen. Der Flughafen in Lima ist seit einigen Tagen zur Eindämmung des Linienflugverkehrs während der Corona Pandemie geschlossen. Unser Flugzeug, eine Boeing 747-400 mit der Kennung D-ABVM, wurde nach der Landung zum Militärplatz des Flughafens geschleppt, wo auch die Bodenabfertigung stattfand. Aus diesem Grund flogen auch fünf Bodenkollegen von Frankfurt mit, die durch ihre Arbeit in Lima vieles erst ermöglichten. Die Passagiere warteten in kleinen Gruppen und an kleinen provisorischen Ständen auf die Abfertigung bzw. auf das Einsteigen.
Wie haben Sie den Aufenthalt vor Ort in Lima erlebt?
Bereits die Flugroute nach Lima war etwas Besonderes. Wir haben bei Lufthansa derzeit keine Strecke, die über den Amazonas und die Anden führt. Beides aus der Luft betrachten zu können, ist sehr beeindruckend. Der Aufenthalt selbst war kurz aber sehr speziell. Ich war zuvor noch nicht in Peru gewesen, konnte das Land aber aufgrund der derzeitigen Situation nun nicht wie sonst im Layover entdecken. Die Peruaner, denen mir am Flughafen und im Hotel mit der gebotenen Distanz begegneten, waren sehr hilfsbereit. Gleichzeitig machten sie sich Sorgen um ihr Land. Dennoch ist Lima eine einladende Stadt und Peru ein Land, was ich gerne in die Zukunft näher kennenlernen möchte.
Wie haben Sie die Atmosphäre an Bord auf dem Weg nach Frankfurt erlebt? War die Stimmung zwischen Passagiere und zwischen Passagier und Crew anders?
Man konnte förmlich spüren, dass alle Passagiere das gleiche Ziel hatten: zurück in die Heimat zu kommen. Es war eine sehr entspannte Atmosphäre, sobald die 747 am frühen Freitagnachmittag den 26.3. in Lima abgehoben hatte. Trotz der verschiedenen Schutzmasken, konnte man auf den Gesichtern der Passagiere erkennen, dass sie erleichtert waren. Unisono und voller Freude klatschten die Passagiere, als sie die Ansage “Willkommen an Bord unseres Lufthansa Fluges heute von Lima nach Frankfurt” hörten.
Viele Passagiere waren aus anderen Städten in Peru oder sogar aus anderen Ländern Südamerikas nach Lima gereist. Sie hatten eine lange, teilweise auch hindernisreiche Anreise hinter sich. Die Passagiere zeigten gegenüber der Crew große Dankbarkeit. Wir waren sehr froh, die Passagiere auf diesem besonderen Flug begleiten zu können und hatten das Gefühl, etwas Gutes getan zu haben.
Haben Sie einige individuelle Geschichten der Passagiere mitbekommen? Wenn ja was ist Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?
Ja, eine deutsche Familie, die wir in die Heimat flogen, war sehr dankbar. Sie hatten Familienangehörige in Peru besucht und waren dort dann hängengeblieben. Es war schön zu sehen, wie glücklich sie waren, wieder nach Hause zu können.
Unterscheidet sich der Service an Bord von regulären Linienflug?
Der Service war an die derzeitigen, besonderen Umstände angepasst – es waren reichliche Mahlzeiten und Getränke geladen, die in einem großen Service serviert wurden.
Wie schützen Sie sich derzeit an Bord?
Es werden von der Lufthansa professionelle Schutzmasken und Einweghandschuhe zur Verfügung gestellt. Sehr wichtig sind dabei auch die Desinfektionsartikel für die Hände und Flächen, die im Flugzeug beladen werden. Auch an dieser Stelle, wie immer bei uns an Bord, arbeitet man im Team. Man schaut aufeinander und erinnert sich gegenseitig, sich die Hände häufig und gründlich zu waschen.
Was werden Sie aufgrund dieser Erfahrung immer in Erinnerung behalten?
Ich habe die Möglichkeit sehr geschätzt, den vielen Reisenden helfen zu können. Mir ist noch deutlicher geworden, dass man zusammen stärker ist. Die Zusammenarbeit von den Bodenkollegen aus Frankfurt und aus Lima mit uns, dem fliegenden Personal, war hervorragend – genau wie die mit der Deutschen Botschaft vor Ort. Sie hat sich sehr präsent am Flughafen gezeigt, und hat viel für die Rückholflüge in Kooperation mit dem Auswärtigem Amt und Lufthansa getan. Drei Stichwörter, die ebenso im Zusammenhang mit der Coronazeit passen, werden mich nach diesem, wie man es bei uns nennt, “Umlauf”, stärker begleiten: Dankbarkeit, Solidarität und Zusammenarbeit.
Fotos: (c) Lufthansa
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