Seit einigen Jahren erfreut sich La Paz bei Backpackern steigender Beliebtheit und es hat sich eine kleine touristische Infrastruktur aus Hostels, Restaurants und Reisebüros gebildet. Zum Pflichtprogramm für Touristen gehören neben Besuchen im Koka-Museum, dem Hexen-Markt und eines bolivianischen Wrestlingkampfes auch der Besuch in einem der chiceren, westlichen Clubs, in denen die bolivianische Oberschicht mit westlichen Touristen feiert. Ein solcher Abend ist jedoch nicht ohne Besuch in der bereits legendären Bar „Route 36“ denkbar. Diese ist die wohl langlebigste und seriöseste unter den Kokain-Kneipen von La Paz. Offiziell existiert sie nicht und ist in keinem Reisführer zu finden, doch ist die das Thema unter Kokain-affinen Backpackern ist Südamerika. Dieser Ruf ist natürlich auch mit Gefahren verbunden, daher wechselt die Bar regelmäßig ihre Räumlichkeiten und man kann sich sicher sein, dass die Taxifahrer immer über den aktuellen Ort informiert sind.
Auf den ersten Blick in das Innere der Bar möchte man meinen, man sei in einer normalen, wenn auch etwas heruntergekommenen Kneipe gelandet. Dieser Eindruck ändert ich jedoch spätestens, wenn einen der Kellner nicht nach Getränkewünschen, sondern nach der Menge Kokain, die man zu konsumieren gedenkt, fragt. Man kann zwischen Premium- und Standard-Qualität wählen, ein Gramm kostet etwa 12 bzw. 10 Euro – relativ viel für bolivianische Verhältnisse. Die Qualität ist dann jedoch auch herausragend, das Kokain sehr rein, pulvrig/kristallin und entfacht eine herrliche, lang andauernde Wirkung. Ich habe in keiner anderen lateinamerikanischen Stadt Stoff von solch hoher Qualität konsumiert. Serviert wird das Kokain mit CD-Hüllen und Strohhalm (wie stillos!) und gerne packen die Kellner Gästen noch ein paar Gramm als Wegzehrung ein. Wenn man den Laden verlassen will, rufen die Kellner ein Taxi und man wird schnell nach draußen geschleust und in ein Taxi gesetzt. Diskretion ist den Machern wichtig und man möchte gar nicht wissen, welche Schmiergelder fließen müssen, dass dieser Laden nach so langer Zeit noch existieren kann. Warnen muss ich jedoch vor der Konkurrenz der „Route 36“, in anderen Kokain-Bars kommt es zu Überfällen, Kinderprostitution und anderen Scheußlichkeiten.
Klicke in dieses Feld, um es in vollständiger Größe anzuzeigen.